Urheber/in: Ines Meier. Dieses Bild steht unter einer Creative Commons License.

„Contested Nature“: Online conference series in four parts / Program as PDF file
„Naturaleza en disputa“: Serie de conferencias online en cuatro sesiones / Programa como archivo PDF

Als Biopiraterie wurde in den 2000er Jahren die Aneignung genetischer Ressourcen, vor allen der sehr biodiversitätsreichen Staaten des globalen Südens, durch transnationale Konzerne mit Sitz in OECD-Staaten bezeichnet, kritisiert und skandalisiert. Fälle von Biopiraterie beruhten auf dem physischen Transfer von Pflanzenmaterial, dessen Verwendung bei der Entwicklung verschiedenster Produkte (Medikamente, Nahrungsmittel, Kosmetika), für die dann geistige Eigentumsrechte bei Patentbehörden angemeldet wurden.

Das vor 10 Jahren auf der zehnten Vertragsstaatenkonferenz des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (CBD-COP 10) angenommene und wenige Jahre später in Kraft getretene „Protokoll von Nagoya“ regelt zwar, dass Länder, deren genetische Ressourcen genutzt werden, an den Vorteilen und Einnahmen angemessen beteiligt werden, die aus der Nutzung dieser Ressourcen und des dazugehörigen Wissens erwachsen (Access and Benefit Sharing– ABS). Doch kann das Protokoll mittels des ungehinderten Transfers von Digitaler Sequenz-Information (DSI) über genetische Ressourcen immer leichter umgangen werden. Denn neue gentechnische und biotechnische Methoden (Genome Editing und Synthetische Biologie) ermöglichen es, lediglich digital erfasste Sequenzinformationen genetischer Ressourcen für die Veränderung von Erbgut zur Erzeugung neuer Eigenschaften von Organismen zu nutzen – und die Erfassung und elektronische Speicherung aller möglichen Informationen bezüglich genetischer Ressourcen vollzieht sich in rasantem Tempo. Angesichts dessen ist der Umgang mit DSI und deren Einbezug in die Regelungen des Nagoya-Protokolls zu einem gewichtigen neuen Konfliktfeld der internationalen Biodiversitätsdebatte geworden, an dem die nächste Konferenz der CBD (COP 15) scheitern könnte.

Die internationale Gemeinschaft ist vor altbekannte und doch neue Fragen gestellt: Wem gehören die genetischen Informationen, wer darf sie wie nutzen und wem gehören die Gewinne aus den daraus entwickelten Produkten? Wie ist die bisherige Praxis der Regelungen des Nagoya-Protokolls zu beurteilen und welches Potential birgt DSI für neue Formen der Biopiraterie? Welche Forderungen sind für die kommenden internationalen Verhandlungen um Benefit-Sharing für DSI essentiell – gerade aus einer Perspektive der Solidarität mit bäuerlichen, indigenen und traditionellen Gemeinschaften und mit biodiversitätsreichen Ländern des globalen Südens?

Gäste:
Edward Hammond (Direktor Prickly Research & Berater des Third World Network, USA)
Dr. Hartmut Meyer (Team Leader, ABS-Initiative – Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ))
Alejandro Argumedo (Programmdirektor, Andes Amazon Lead, Swift-Foundation, Peru)
Moderation: Christiane Grefe (Autorin des Buches „Global Gardening: Bioökonomie – Neuer Raubbau oder Wirtschaftsform der Zukunft?“ und ZEIT-Redakteurin)

Sprache: Simultanübersetzung Deutsch, Englisch, Spanisch
Gebühr: kostenfrei

Kontakt:
Jan Dunkhorst, Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika (FDCL),
E: Jan.Dunkhorst@fdcl.org,
T: +49 (0)30 6934029

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FDCL-Publikationshinweise:
Biopiraterie 2.0 ? Digitale Sequenz-Information (DSI) und ihr Potential für neue Formen der Biopiraterie
Kaperbriefe für Biopiraterie 2.0 – Worauf zielen die Studien über Digitale Sequenz-Information (DSI) im Vorfeld der 15. Vertragsstaatenkonferenz der Biodiversitätskonvention?
Datenzugriff schrankenlos– limitierte Nutznießer / Stellungnahme: „Open Access“ zu Digitaler Sequenzinformation (DSI)

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Hinweis: Diese Konferenz ist die 3. Veranstaltung unserer vierteiligen Online-Konferenzreihe 

Umkämpfte Natur: Landnutzung, Klimaschutz und neue Gentechnologien im Kontext der Debatte zum Schutz biologischer Vielfalt

Es geht um weit mehr als den Klimawandel: Die Forschung diagnostiziert eine dramatische Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen auf der Erde und warnt vor einem 6. Massensterben. Schon im Jahr 2010 hatte sich die internationale Staatengemeinschaft im Rahmen der UN-Konvention über Biologische Vielfalt (CBD) dazu verpflichtet, den globalen Verlust der Biodiversität bis 2020 zu stoppen. Dieses Ziel wurde nicht nur verfehlt, das weltweite Artensterben hat sich sogar noch beschleunigt.

Die nächste Vertragsstaatenkonferenz der CBD (COP 15), verschoben auf 2021, ist daher von enormer Bedeutung: Die internationale Biodiversitätspolitik muss einen neuen Rahmen und neue Ziele beschließen. Doch das Konfliktpotenzial ist groß und die Gemengelage vielfältig. Es gibt sehr unterschiedliche Interessen im Hinblick auf den Schutz, die Nutzung und Vermarktung der biologischen Vielfalt. Im Zentrum stehen dabei zum einen Fragen der Landnutzung und des Zugangs zu natürlichen Ressourcen und zum anderen Fragen der Technikfolgenabschätzung und Regulierung.

Die gemeinsam von Brot für die Welt, Heinrich-Böll-Stiftung, Save Our Seeds und dem Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika (FDCL) durchgeführte Veranstaltungsreihe wird vor diesem Hintergrund vor allem Themenkomplexe in den Blick nehmen, die in klassischen Naturschutzdebatten oft wenig Beachtung finden. In diesem Kontext befassen wir uns auch mit der Frage politischer Einflussnahme auf die CBD und den Möglichkeiten und Hindernissen zivilgesellschaftlichen Engagements. Die insgesamt vier Online-Konferenzen finden auf Deutsch, Englisch und Spanisch statt.

Übersicht Veranstaltungen:
24. September: UN-Biodiversitätskonvention am Scheideweg?
15. Oktober: Gene Drives – Mit gentechnischer Ausrottung Menschen und Natur schützen?
29. Oktober:  Wer profitiert künftig von der biologischen Vielfalt? Digitale Sequenz-Informationen (DSI) und ihr Potential für neue Formen der Biopiraterie
18. November: Mit „Natural Climate Solutions“ die biologische Vielfalt und das Klima retten?

Disclaimer
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