Pressemitteilung vom 13. Februar 2024
- Aurubis feuert 3 von 4 Vorständen wegen Millionendiebstählen
- Trotzdem dürfen die Aktionär*innen nicht über die Entlastung des Vorstands abstimmen
- Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung in Aurubis’ Lieferkette
- Lieferkettengesetz-Beschwerde wegen Importen aus illegaler Mine in Panama
- Online-Veranstaltung am 14.02. von 19:00 bis 20:30 Uhr
Neun Nichtregierungsorganisationen kritisieren, dass Aurubis auf der Hauptversammlung am 15.02. die Aktionär*innen nicht über die Entlastung oder Nichtentlastung des Vorstands abstimmen lassen will. Und das trotz gefeuertem Vorstand, Millionenschäden durch Bandenbetrug, Menschenrechtsverletzungen in der Lieferkette und einem Arbeitsunfall im Hamburger Werk mit drei Toten, der von Aurubis als „Vorkommnis im Bereich der Arbeitssicherheit“ heruntergespielt wird.
Im Dezember 2023 sprach der Vorstand von einem Fehlbestand an Metallen im Wert von 169 Millionen Euro aufgrund von Diebstählen im Hamburger Werk. Jetzt müssen 3 der 4 Vorstände ihren Hut nehmen. Trotzdem sollen die Aktionär*innen nicht über die gerade entlassenen Vorstände abstimmen dürfen. „Angesichts der Kündigung des Vorstands ist es unerlässlich, dass dieser auf der Hauptversammlung detailliert Rechenschaft ablegt und die Aktionäre über seine Entlastung oder Nichtentlastung entscheiden“, fordert Markus Dufner vom Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre. Trotz des Fehlbestands in dreistelliger Millionenhöhe und den noch laufenden Untersuchungen wegen der Diebstähle will Aurubis die Ausschüttung von Millionen an Dividenden jetzt beschließen.
„Aurubis ist ein Negativbeispiel für die Aktionärskultur in Deutschland“, sagt Luca Schiewe von Facing Finance. „Aurubis verweigert seinen Aktionären das Recht, über die Entlastung des Vorstands abzustimmen. Aurubis behindert aktiv gelebte Aktionärskultur durch eine rein virtuelle Hauptversammlung. Und Aurubis erlaubt seinen Aktionären keinerlei Einblicke in seine Lieferantenbeziehungen.“ Dabei ist Transparenz für Aktionär*innen essenziell, um die Lieferkettenrisiken beurteilen zu können. Denn die Lieferketten von Aurubis bergen nicht nur soziale und ökologische, sondern auch finanzielle Risiken für Aktionär*innen, unter anderem Reputationsrisiken und regulatorische Risiken.
Lieferkettengesetz-Beschwerde verdeutlicht Risiken
Diese zeigen sich aktuell bei einer Beschwerde im Rahmen des deutschen Lieferkettengesetzes wegen Aurubis’ Kupferimporten aus Panama. Die Romero Initiative (CIR) konnte nachweisen, dass Aurubis Kupfererz von dem skandalbehafteten Bergbauprojekt Cobre Panamá des kanadischen Konzerns FQM bezogen hat. Die Mine operiert seit 2017 ohne Vertrag, also illegal, in einem Naturschutzgebiet. „Der Minenbetreiber hat massiv Flüsse verschmutzt, die eine wichtige Lebensgrundlage für die lokalen Gemeinden sind“, kritisiert der panamaische Umweltaktivist Gilberto Cholo García. Nach landesweiten Protesten hat ein Gericht die Schließung der Mine angeordnet. García zufolge verfolgt das Unternehmen aber eine Verzögerungstaktik. „Aurubis muss die Lieferbeziehungen sofort beenden und den Gemeinden als Entschädigung u. a. langfristige Wasserproben und Gesundheitschecks finanzieren“, fordert Christian Wimberger von der CIR.
Endlich Transparenz in die Lieferkette bringen
Transparenz ist die Voraussetzung dafür, dass Aktionär*innen oder NGOs die Lieferkettenrisiken genau analysieren und Aurubis’ Nachhaltigkeitsbehauptungen verifizieren können. Doch Aurubis weigert sich hartnäckig offenzulegen, aus welchen Minen es Kupfererz bezieht. Selbst interessierte Aktionär*innen oder Nachhaltigkeitsratingagenturen bekommen trotz Zusicherung von Geheimhaltung keinerlei Einsicht in Aurubis’ Lieferantenbeziehungen.
Durch seine Intransparenz verhindert Aurubis, dass die massiven Umwelt- und Menschenrechtsverletzungen in lateinamerikanischen Kupferminen verfolgt werden können. So leiden die Menschen vor Ort weiter unter verseuchten Böden, erhöhten Krebsraten, Korruption, Zwangsumsiedlungen und Folter von Protestierenden auf Firmengelände. „In der peruanischen Provinz Espinar beispielsweise hat die Umweltbehörde festgestellt, dass Glencore’s Kupfermine, die wohl auch Aurubis beliefert, für die Verschmutzung des Wassers und des Bodens verantwortlich ist“, berichtet Vanessa Schaeffer Manrique von der Erzdiözese Freiburg. Doch auch in Europa, im bulgarischen Aurubis-Werk in Pirdop, ignoriert der Konzern die Lokalbevölkerung. „Sie wird nicht in Entscheidungsprozesse einbezogen, die sie betreffen. Aurubis muss Verantwortung übernehmen für die Opfer der Sacrifice Zones in Pirdop“, fordert Ulf Georgiew vom Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre.
Wichtige Position verlangt verantwortungsbewusstes Handeln
Als größter Kupferkonzern Europas spielt Aurubis eine entscheidende Rolle bei der Kupferversorgung, die unter anderem für die Energiewende unverzichtbar ist. Doch bislang wird Aurubis seiner großen Verantwortung, das benötigte Kupfer umwelt- und sozialverträglich zu importieren, nicht gerecht. Statt wie der langjährige Aufsichtsratsvorsitzende Fritz Vahrenholt den menschengemachten Klimawandel zu leugnen und für fossile Energien und gegen die Energiewende zu lobbyieren, sollte die Aurubis-Führung jetzt für transparente und nachhaltige Lieferketten sorgen. Deshalb fordern zivilgesellschaftliche Organisationen die Aktionär*innen auf, bei der Hauptversammlung endlich für Transparenz in der Lieferkette zu stimmen.
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Online-Veranstaltung „Kupfer, Kolonialismus, Kriminalität: Die Aurubis AG und ihre Lieferketten“ am Vorabend der Hauptversammlung
Am 14.02. von 19:00 bis 20:30 Uhr informieren Facing Finance, Kampagne Bergbau Peru, Goliathwatch, CIR und Dachverband Kritische Aktionärinnen und Aktionäre über die anstehende Hauptversammlung von Aurubis und seine kritischen Lieferketten. Mit dabei: der Umweltaktivist Cholo García aus Panama, der über die Auswirkungen einer illegal betriebenen Mine berichtet, von der Aurubis Kupfer bezogen hat. Anmeldungen per Mail an: dachverband@kritischeaktionaere.de