Tagung

FÄLLT AUS und wird ggf. 4.Quartal 2020 neu angesetzt! // Umkämpfte Natur

Der Schutz biologischer Vielfalt im Spannungsfeld von Menschenrechten, Klimaschutz und neuen Gentechnologien

CBD quo vadis? Die nächste Vertragsstaatenkonferenz der UN-Konvention über Biologischen Vielfalt (COP 15) steht vor wegweisenden Entscheidungen
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Fachtagung | Berlin, 4. Juni 2020

Es geht um mehr als um den Klimawandel: eine dramatische Zerstörung der natürlichen Grundlagen des Lebens auf der Erde ist diagnostiziert. Schon im Jahr 2010 hatte sich die internationale Staatengemeinschaft im Rahmen der UN-Konvention über Biologischen Vielfalt (CBD) dazu verpflichtet, den globalen Verlust der Biodiversität bis 2020 zu stoppen. Dieses Ziel wurde nicht nur verfehlt: Das weltweite Artensterben hat sich sogar noch beschleunigt.

Die nächste Vertragsstaatenkonferenz der CBD (COP 15) im chinesischen Kunming im Oktober dieses Jahres ist deshalb von enormer Bedeutung. Dort sollen der internationalen Biodiversitätspolitik der Vereinten Nationen ein neuer Rahmen und neue Ziele für die Zeit nach 2020 gegeben werden.

Doch das Konfliktpotenzial ist groß und die Konfliktlagen sind vielfältig. Es gibt sehr unterschiedliche Interessen im Hinblick auf den Schutz-, die Nutzung und Vermarktung der biologischen Vielfalt. Im Zentrum stehen dabei Fragen der Landnutzung und des Zugangs zu natürlichen Ressourcen.

Die Fachtagung wird im Vorfeld der anstehenden UN-Biodiversitätskonferenz zwei Themenkomplexe in den Blick nehmen:

Zum einen geht es um den umstrittenen, vor allem von Naturschutzorganisationen vorgebrachten Vorschlag, zwischen 20 und 50% der Erdoberfläche unter Schutz zu stellen. Und unter dem Stichwort „Natürliche Klimalösungen“ (Natural Climate Solutions) werden Strategien diskutiert, mit denen Landnutzung zunehmend und einseitig auf die Erreichung von Klimaschutzzielen ausgerichtet wird – oft unter Anwendung riskanter und problematischer Technologien. Der Klimawandel und der Verlust der biologischen Vielfalt bedrohen die Menschenrechte in umfassender Weise. Menschenrechte verpflichten zum Klima- und Biodiversitätsschutz, doch können dahingehende Maßnahmen Land- und Menschenrechte auch gefährden.

Zum anderen soll der Fokus auf ein neues Kampffeld der internationalen Biodiversitätsdebatte gelenkt werden, an dem die COP 15 noch scheitern könnte: Dem Umgang mit den sogenannten „Digitalen Sequenz-Informationen zu genetischen Ressourcen“ (DSI) und deren Einbezug in die Regelungen zum sogenannten Access and Benefit Sharing (ABS). ABS soll sicherstellen, dass Länder, deren genetische Ressourcen genutzt werden, an den Vorteilen und Einnahmen angemessen beteiligt werden, die sich aus der Nutzung dieser Ressourcen und des dazugehörigen Wissens ergeben. Biodiversitätsreiche Entwicklungsländer haben angekündigt, eine Einigung bei dieser Frage zur Bedingung für einen Erfolg der COP 15 zu machen.

Die CBD ist seit Jahrzehnten eine Instanz für den Schutz der Biodiversität und hat sich mit vielen Entscheidungen als eines der progressivsten internationalen Umweltabkommen erwiesen. Seit Jahren gibt es jedoch Versuche von Lobbyisten, allen voran der Agrar- und Biotechnologie-Industrie, die Konvention für ihre Interessen zu instrumentalisieren.

Gemeinsam mit Vertreter*innen aus Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft wollen wir im Vorfeld der UN-Biodiversitätskonferenz dies Themen diskutieren und der Frage nachgehen, welche Herausforderungen sich daraus für die zivilgesellschaftliche Begleitung des CBD-Prozesses ergeben.

Wir bitten Sie, sich den Termin vorzumerken und würden uns freuen, wenn Sie diese Ankündigung an weitere Interessierte weiterleiten!

Hinweis! Der Fachtagung schließt sich eine öffentliche Podiumsveranstaltung am 4.6.2020 um 19:00 Uhr in der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin an:
„Gene Drives: mit gezielter Ausrottung Menschen und Natur schützen?
Risiken, Regulierungsbedarf und Vorsorgeprinzip bei neuen Gentechniken“

Weitere Informationen zum Tagungsprogramm werden wir Ihnen Anfang Mai zukommen lassen.

Die Teilnahme ist kostenlos.

Veranstaltungssprachen: Simultanverdolmetschung DE-EN

Wir bitten um eine Anmeldung bis zum 20. Mai 2020 per E-Mail an: info@fdcl.org

Von nahezu allen Staaten unterzeichnet, aber ein umkämpftes Terrain: Die UN-Konvention über Biologische Vielfalt
Foto: Foto: Ron Mader (CC BY-SA 2.0)

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Tagungsprogramm:

09:30 – 10:00 Einlass & Registrierung Teilnehmende

10:00-10:15 Begrüßung/Einführung in Programm

10:15-10:45 Keynote:
Biodiversitätskonvention am Scheideweg? Bilanz und Ausblick

10:45-11:15 Kaffeepause

11:15-12:45 Panel 1:
Landnutzung im Kontext von Biodiversitätsverlust und Klimawandel
Mit Schutzgebieten und „Natural Climate Solutions“ die biologische Vielfalt und das Klima retten?

12:45-13:45 Mittagspause

13:45-15:15 Panel 2:
Biologische Vielfalt im Visier der neuen Biotechnologien
Digitale Sequenz-Informationen (DSI) und ihr Potential für neue Formen der Biopiraterie

15:15-15:30 Kaffeepause

15:30-17:00 Abschlusspanel:
Biodiversität unter Druck – Macht und Lobbyismus von Konzernen als Herausforderung für die zivilgesellschaftliche Begleitung der CBD

 

Veranstalter

Förderer