In kaum einem Land Lateinamerikas sind die Extraktionsstrategien nationaler und internationaler Unternehmen derart mit irregulären bewaffneten Akteursgruppen verflochten wie in Kolumbien. Sei es, weil die auszubeutenden Ressourcen in von der Guerilla kontrollierten Gebieten liegen und ein Zugang unmöglich bzw. mit hohen Kosten verbunden ist – oder weil über Jahrzehnte unter dem Schutz paramilitärischer Verbände auf Ressourcen zugegriffen wurde.

Kolumbien steht mit den Friedensverhandlungen der vergangenen zehn Jahre zweifelsohne vor der Chance der Beruhigung, wenn nicht sogar vor der Beendigung des bereits 50 Jahre währenden bewaffneten Konfliktes. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, welche Auswirkungen diese Entwicklung auf den Ressourcenmarkt haben wird. Welcher neuen Strategien der Ressourcensicherung bedienen sich die Akteure der in den vergangenen Jahrzehnten militärisch durchgeführten Akkumulation durch Enteignung? Handelt es sich hierbei um einen weniger gewaltvollen Prozess der Ressourcengewinnung als in Zeiten der bewaffneten Konflikts? Gibt es Anzeichen für einen menschenwürdigeren und die soziale Ungleichheit mindernden Extraktivismus oder zeichnet sich die Fortführung eines Ressourcenkonfliktes mit anderen Mitteln ab? Diese Fragen sollen anhand einer Feldforschung zum Staudammprojekt PROVENIR I im Munizip San Francisco Antioquia, erörtert werden.
(Fotoquelle: Asociación Campesina de Antioquia – ACA)

Inhalt
1. Umkämpfte Ressourcenzugänge 2
2. Kein Zugang ist keine Option 4
2.1. Porvenir I 4
2.2. Juristische Bedingungen für das Staudammprojekt 6
3. Strategien im Post Strategien im Post-Konflikt-Szenario 7
3.1. Hilfsprogramme für ein Staudammprojekt 7
3.2. Landtitel für die Enteignung 10
4. Territorialisierung durch kontrollierten Wandel der Landnutzungsbedingungen 13
5. Literaturverzeichnis 15
6. Interviewverzeichnis 17