Tagung

Natur im Dienst von Klimapolitik und Bioökonomie?

Die Biodiversitätskonvention und die Zukunft der Nutzung von Land und biologischer Vielfalt

#CBDCOP13Vom 4. bis 17. Dezember 2016 findet in Cancún, Mexiko, die 13. Vertragsstaatenkonferenz der UN-Konvention über Biologischen Vielfalt (Convention on Biological Diversity – CBD COP 13) statt. Zwar steht die CBD in der öffentlichen Wahrnehmung im Schatten der Klimakonvention, doch für die Diskussion um die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt wie damit zusammenhängenden Fragen der Landnutzung ist sie von großer Bedeutung und wird von den großen Naturschutzverbänden intensiv begleitet.

Die CBD ist jedoch viel mehr als eine Umwelt- und Naturschutzkonvention, denn auch entwicklungspolitisch relevante Themen und Prozesse im Kontext von Landnutzung, Klimapolitik, Handelspolitik und Bioökonomie (und in diesem Sinne Wirtschafts- und Forschungspolitik) stehen auf deren Agenda. Die CBD behandelt die damit zusammenhängenden Fragen unter dem spezifischen Gesichtspunkt von Gefahr und Risiken für Biodiversität und bildet damit ein Gegengewicht zu rein ökonomisch oder eindimensional klimapolitisch motivierten Ansätzen.

In der Vergangenheit war die CBD ein Ort wichtiger Debatten und Entscheidungen, in der kritische Stimmen im Hinblick auf die Auswirkungen neuer Technologien auf Biodiversität und Ernährungssouveränität Gewicht erlangt haben. Einige gefährliche Technologien sind durch die CBD mit einem Moratorium belegt worden, dass durchaus Wirkungen zeigt: Dies gilt sowohl für bestimmte Methoden der grünen Gentechnik (GURT-Genetic Use Restriction Technology; bekannt als „Terminatortechnologien“) als auch für das so genannte Geoengineering, das auch BECCS (Bio-energy with carbon capture and storage) umfasst – also die Kombination von CO2-Speicherung und „Bioenergie“.

Diese und eine Vielzahl weiterer strategischer Themen werden auf der Agenda der CBD in Mexiko stehen. Dazu zählen u.a. neue Tendenzen in der Gentechnologie (synthetische Biologie) und in diesem Kontext die mögliche und notwendige Regulierung neuer gentechnischer Züchtungsverfahren, die Anlage von Gendatenbanken oder die Dematerialisierung der genetischen Ressourcen.

Die CBD bietet zudem die Chance, Konsequenzen von Klimapolitik und Dekarbonisierungsstrategien in einem Rahmen zu diskutieren, der über die Frage nach der Reduzierung von CO2-Emissionen hinausgeht und mögliche Interessenkonflikte zwischen Klimastrategien und dem Erhalt der Biodiversität sowie den Rechten von indigenen Völkern und traditionellen Gemeinschaften thematisiert.

Kritische Stimmen und Akteure aus dem globalen Süden wie Norden sehen in der CBD eine reale Chance, zumindest Ansätze einer Regulierung dieser neuen Technologien zu ermöglichen. Die Fachtagung wird sich auf diese Themenkomplexe konzentrieren und den Versuch unternehmen, die damit verbundenen neuen Tendenzen der Nutzung von Land und biologischer Vielfalt zu analysieren, deren entwicklungspolitische Dimension in den Blick zu nehmen und einer größeren entwicklungspolitischen Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

 

Tagungs-Programm 16. November 2016, 10:00 – 18:00 Uhr:

Natur im Dienst von Klimapolitik und Bioökonomie?
Die Biodiversitätskonvention und die Zukunft der Nutzung von Land und biologischer Vielfalt

10:00
Begrüßung
Dr. Klaus Seitz, Leiter Abteilung Politik – Brot für die Welt / Jan Dunkhorst, FDCL

10:15
Biodiversitätskonvention (CBD), Klimapolitik und Bioökonomie – „missing links“

CBD im Widerstreit der Interessen: Was steht in Cancun zur Debatte?
Dr. Thomas Fatheuer, FDCL
Die „new and emerging issues“ der CBD: Positionierung der Zivilgesellschaft in Lateinamerika
André Dallagnol, terra de direitos/Brasilien
Moderation: Jan Dunkhorst, FDCL

11:30
Kaffeepause

11:45
Klimaneutralität und Dekarbonisierung: Kompensation durch Landnutzung

Aufforstung, negative Emissionen und Geoengineering: Gefährliche Pfade in der Klimapolitik
Almuth Ernsting, Co-Direktorin von Biofuelwatch/UK
Handelbare Natur: Biodiversitätsoffsetting
Jutta Kill, Diplom-Biologin, Autorin, Aktivistin und Kampaignerin
`Flex crops´ im Dienst von Klimapolitik und Bioökonomie: Palmölproduktion in Lateinamerika
Dr. Maria Backhouse, Leiterin der BMBF-Nachwuchsgruppe „Bioökonomie und soziale Ungleichheiten“, Institut für Soziologie, Friedrich-Schiller-Universität Jena
Moderation: Eike Zaumseil, Referent für Klima, Landwirtschaft und Ernährungssicherheit – Brot für die Welt

13:15
Mittagspause

14:15
Die neue Welt der Agrogentechnik – welche Rolle sollte die CBD spielen?

Einführung: Erklärfilm zu Synthetischer Biologie

Synthetische Biologie, CRISPR & Co: Mehr und mehr neue Technologien, immer weniger Regulierung?
Dr. Eva Gelinsky, Interessengemeinschaft für gentechnikfreie Saatgutarbeit – IG-Saatgut
Wer beherrscht die Zukunft der „genetischen Ressourcen“: Big Data, Mega Fusionen, Saatgutbanken und Patente
Dr. Angelika Hilbeck, ETH Zürich, Departement Umweltsystemwissenschaften / Institut für integrative Biologie
Moderation: Stig Tanzmann, Referent Landwirtschaft – Brot für die Welt

15:45
Kaffeepause

16:00
Cancun im Blick: Was bedeutet die CBD für die Zukunft der Nutzung von Land und biologischer Vielfalt?

Ulrike Haupt, Leiterin Referat Umwelt, nachhaltige Ressourcennutzung, Meeresschutz und Biodiversität; Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung – BMZ; tbc
Dr. Horst Korn, Fachgebietsleiter Biologische Vielfalt, Bundesamt für Naturschutz
Christine von Weizsäcker, Biologin/Autorin; Mitglied im Beirat der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler, Leiterin des Biotechnologie-Programms beim europäischen Ökologie-Netzwerk Ecoropa, Mitglied des Vorstands der CBD-Alliance; tbc
Dr. Angelika Hilbeck, ETH Zürich, Departement Umweltsystemwissenschaften / Institut für integrative Biologie
André Dallagnol, terra de direitos/Brasilien
Moderation: Dagmar Dehmer, Tagesspiegel

18:00
Ende der Tagung

 

Tagungsprogramm (DE) Download
Conference Programme (EN) Download

 

Veranstaltungssprachen sind Deutsch und Englisch. Eine Simultanübersetzung wird angeboten.
Teilnahme: kostenfrei

Wir bitten um eine kurze Anmeldung per E-Mail bis zum 3. November 2016 an: info@fdcl.org

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