Zeit: Do., 26.09.2019, 19:00-21:30 Uhr
Ort: Brot für die Welt, Caroline-Michaelis-Str. 1, 10115 Berlin
(Raum: Amalie Sieveking) / Ecke Invalidenstraße, S-Bahn 1, 2 oder 25 Nordbahnhof oder U6 Naturkundemuseum
Demokratie und Menschenrechte sind in Brasilien in höchster Gefahr. Nicht nur die Rhetorik des brasilianischen Präsidenten Bolsonaro, sondern auch eine Vielzahl konkreter Maßnahmen seiner Regierung zielen darauf ab, den Kern der brasilianischen Demokratie auszuhöhlen. Die Menschenrechtssituation in Brasilien hat sich seit dem Amtsantritt Bolsonaros im Januar dieses Jahres dramatisch verschärft.
Der aggressive und rassistische Diskurs der Regierung und insbesondere des Präsidenten richtet sich gegen Frauen, LGBTIQ, Schwarze und Migranten so wie soziale Führungskräfte, Journalist/inn/en und die politische Opposition gleichermaßen. Soziale Bewegungen, NGOs und internationale Organisationen sehen sich damit konfrontiert, dass ihre Arbeit verstärkt überwacht, delegitimiert und kriminalisiert wird. Soziale Errungenschaften werden sukzessive demontiert, demokratische Institutionen untergraben – mit dem Ziel eines neoliberalen Umbaus des brasilianischen Staates.
Die Liberalisierung des Waffenrechts sowie die Ankündigung von Straflosigkeit für Gewaltakte seitens der Sicherheitskräfte gehen einher mit einem drastischen Anstieg der Gewalt, vor allem von Seiten der Militärpolizei in den brasilianischen Favelas – alleine in Rio hat die Militärpolizei bis Ende April 434 Menschen erschossen – und einem immer häufigeren Auftreten paramilitärischer Milizen.
Angriffe auf Menschenrechtsverteidiger/innen häufen sich besonders im Zusammenhang mit der Verteidigung von Umwelt-, Land- und Territorialrechten. Indigene und traditionelle Gemeinschaften sind durch die Aushöhlung des Rechtsrahmens und der Institutionen zu ihrem Schutz sowie durch die massive Förderung des Agrobusiness und der extraktiven Industrien besonders unter Druck. Die wenigen Errungenschaften bei der Demarkation ihrer Territorien werden in Frage gestellt, die dafür bis dato zuständigen Institutionen gezielt geschwächt. Denn Schutzgebiete stellen aus Sicht der Regierung Hindernisse für die radikale wirtschaftliche Erschließung des Amazonasgebietes dar.
Angesichts dieser besorgniserregenden Entwicklungen haben wir Vertretende zivilgesellschaftlicher Organisationen eingeladen, die sich für die Einhaltung der Menschenrechte in Brasilien engagieren und ihre Anliegen und Initiativen für einen effektiven Menschenrechtsschutz vorstellen und gemeinsam mit uns diskutieren wollen. Dabei geht es auch darum, die Verantwortung Deutschlands in den Blick zu nehmen, denn Brasilien ist das einzige Land in Lateinamerika, mit dem Deutschland seit 2008 durch eine strategische Partnerschaft verbunden ist – und diese hat nicht nur wirtschaftliche Zusammenarbeit, sondern auch die Stärkung von Demokratie und Menschenrechten zum Ziel.
Unsere Gäste sind:
- Alessandra Korap, Aktivistin der indigenen Frauenbewegung vom indigenen Volk der Munduruku
- Marco Antonio “Marquinho” Mota, Projektkoordinator für das ostamazonische NRO-Netzwerk -FAOR
- Julia Esther França, Koordinatorin des Netzwerks PAD (Processo de Articulação e Diálogo para a Cooperação Internacional)
- Diogo Cabral, Menschenrechtsanwalt der SMDH (Sociedade Maranhense de Direitos Humanos no Maranhão) und Sprecher des Konsortiums Defendendo Vidas
- Enéias da Rosa, Koordinator des Netzwerks Articulação para o Monitoramento dos Direitos Humanos no Brasil
Veranstaltungssprache: Deutsch-Portugiesisch / Simultanübersetzung
Hier die Veranstaltungsankündigung zum Download!