Befürworter*innen feiern Wasserkraft gerne als „erneuerbare Energie“, doch für Menschen und Umwelt birgt diese Energiequelle hauptsächlich negative Folgen: Flüsse werden umgeleitet, Täler überflutet, Wälder für Stromtrassen gerodet, Menschen werden zwangsumgesiedelt, Proteste gegen Wasserkraftwerkprojekte häufig gewaltsam unterdrückt. Der produzierte Strom kommt oft nicht der Bevölkerung zugute, sondern geht hauptsächlich an extraktive Wirtschaftszweige. Es besteht eine enge Verbindung zwischen dem Rohstoffabbau und großen Wasserkraftprojekten: Die negativen Folgen großer Staudämme und großer Bergwerkprojekte können nicht getrennt voneinander betrachtet werden. Insbesondere die Bevölkerungen von Chile und Peru, den beiden größten Kupferproduzenten der Welt, hatten unter der Expansion des Bergbaus in den letzten Jahrzehnten zu leiden – und in beiden Ländern sind zahlreiche Wasserkraftprojekte im Bau, bzw. in Planung, die absehbar zusätzliche Sozial- und Umweltprobleme mit sich bringen werden.
Auf der Veranstaltung wollen wir Beispiele aus Chile und Peru präsentieren und über die Verantwortung deutscher Unternehmen und Politik diskutieren. In der Nähe von Santiago de Chile soll das Wasserkraftwerk Alto Maipo entstehen. Durch die Umleitung mehrerer Flüsse wird die lokale Landwirtschaft und ein Naturschutzgebiet in Mitleidenschaft gezogen. Finanziert wird das Projekt von der IPEX Bank, einer hundertprozentigen Tochter der deutschen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Die elektromechanische Ausstattung inklusive Turbinen, das Engineering und das Projektmanagement besorgt das deutsche Unternehmen Voith Hydro, das zum Teil Siemens gehört. In Peru sind über 20 Staudämme am Marañón, dem wichtigsten Quellfluss des Amazonas, geplant. Während die Folgen für die Ökologie des Amazonasbeckens nicht absehbar sind, gab es bereits Tote unter denjenigen, die gegen das Projekt protestieren.
Auf der Veranstaltung werden Felipe Grez Moreno (Lateinamerikanisches Observatorium für Umweltkonflikte – OLCA, Chile) und César Flores Unzaga (CooperAcción, Peru) über die jeweiligen Fälle berichten.
AKTUALISIERUNG: Felipe Grez Moreno ist Psychologe und Wissenschaftler an der Universität von Chile. Er ist seit 2011 Mitarbeiter des Lateinamerikanischen Observatoriums für Umweltkonflikte – OLCA. Er begleitet Gemeinden in Chile, die mit Umweltkonflikten im Kontext von Rohstoffabbau konfrontiert sind. Sein spezieller Focus liegt auf den Themen Bergbau und Energie. Felipe Grez Moreno hat an verschiedenen Studien mitgewirkt und vor allem psycho-soziale Aspekte beleuchtet. Außerdem widmet er sich den Themen Umweltgerechtigkeit und politische Ökologie. Er unterstützt Gemeinden, die von der Ausbreitung des Extraktivismus in der Region betroffen sind. Felipe Grez Moreno hat an zahlreichen Aktivitäten, Foren und öffentlichen Veranstaltungen mitgewirkt und ist Mitglied verschiedener nationaler und internationaler Netzwerke, die sich mit den Themen „Wasser und Extraktivismus“ beschäftigen.
César Flores Unzaga ist diplomierter Ökonom und Anthropologe (Universidad del Pacífico / Pontificia Universidad Católica del Perú) und Mitglied der peruanischen NRO CooperAcción. Dort beschäftigt er sich vor allem mit extraktiven Industrien und den daraus entstehenden Sozial- und Umweltkonflikten.
Flyer zur Veranstaltung: 20170106_Flyer_VA_Alto_Maipo_20170124