Alessandra Munduruku (2019) vor dem Brandenburger Tor. Foto: christianrussau

Die international renommierte indigene Menschenrechtsverteidigerin Alessandra Korap Munduruku, die gegen Bergbau und Staudämme in dem Munduruku-Territorium kämpft, wird erneut bedroht, und nun wurde vor wenigen Tagen in ihr Haus eingebrochen.

17.11.2021 | von Christian Russau

Nur wenige Tage nach ihrer Rückkehr von der COP26 in Glasgow wurde das Haus von Alessandra Munduruku erneut überfallen. Die Kriminellen stahlen Dokumente, Speicherkarten von Überwachungskameras sowie Bargeld in Höhe von 4.000 Reais, Geld, das für die Durchführung des nächsten Treffens der Munduruku-Frauen vom Oberen und Mittleren Tapajós im Dezember dieses Jahres gedacht war. Während des Einbruchs waren Alessandra Munduruku und ihre Familie nicht zu Hause, wie Medien berichten.

Alessandra hatte ihre Wohnung zwischenzeitlich verlassen, weil sie sich dort zunehmend unsicher fühlte. Am Tag vor der Tat waren angebliche Mitarbeiter:innen des örtlichen Stromversorgers bei ihr zu Hause und behaupteten, sie müssten die Stromzufuhr ihres Hauses unterbrechen. Daraufhin wurde Alessandra Munduruku misstrauisch und sie versuchte, sich die Informationen von dem Unternehmen bestätigen zu lassen, das ihr aber mitteilte, dass es zu diesem Zeitpunkt keine Mitarbeiter:innen im Außendienst in der Region hätte. Aus diesem Grund verließ Alessandra Munduruku ihr Haus und suchte Schutz bei Freund:innen.

Bereits in 2019 hatte es einen Einbruch in ihr Haus gegeben, woraufhin Alessandra Munduruku mit ihrer Familie an einen sicheren Ort fliehen musste. Damals wurde Bolsonaro von einer Gruppe von deutschen Abgeordneten aufgefordert, Alessandra Munduruku von den brasilianischen Bundes-Sicherheitsbehörden schützen zu lassen, nachdem sie mehrere Morddrohungen bekam, was aber bisher nicht geschah.

„Dieser Einbruch, wie auch der vorangegangene, erfolgt nach einem Prozess, an dem sie teilnimmt und der aufgrund ihrer Anschuldigungen über die Geschehnisse in den indigenen Gebieten große Auswirkungen hat“, so Alessandra Mundurukus Rechtsanwältin, Luisa Câmara Rocha. Im November 2019 waren Eindringlinge bereits in das Haus von Alessandra eingebrochen. Bei dieser Gelegenheit nahmen sie einen Computer, USB-Sticks, Mobiltelefone, Speicherkarten und Berichte über die Aktivitäten und Forschungen des Volkes der Munduruku mit.

Kurz zuvor war sie in Begleitung anderer indigener Anführer:innen nach Brasília gereist, um die zunehmenden Übergriffe von Holzfällern und Bergleuten auf indigenes Land, das noch nicht abgegrenzt ist, anzuprangern. Während der COP26 in Glasgow prangerte Alessandra Munduruku die gleichen Probleme gegenüber der internationalen Öffentlichkeit an. Sie kritisierte dabei auch die Regierung des Bundesstaates Pará, die im Oktober ein Gesetz zur Einführung des Tages des Garimpeiro (Goldsuchers) erlassen hatte.

„Für uns ist es klar, dass versucht wurde, sie wegen ihrer politischen Tätigkeit einzuschüchtern. Im Haus befanden sich weitere Wertsachen, die hätten gestohlen werden können, aber es wurde nichts entwendet. Sie nahmen Dokumente mit Namen von Personen, Organisationen, Adressen und Speicherkarten mit, was die Ermittlungen erschwert“, so die Anwältin Rocha.

Alessandra war im September 2019 als Gast der ASW und des FDCL in Berlin, nahm an der Berliner Klimastreik-Demo von „Fridays for Future“ am 20.9.2019 Teil, sprach vor zigtausenden Schüler:innen am Brandenburger Tor.