zum Thema Rohstoffe

Lateinamerika steht im Fokus des globalen “Wettrennens” um die (endlichen) mineralischen und energetischen Rohstoffreserven des Globus. Der Rohstoffabbau gilt als notwendiger Devisenbringer und Chance für die wirtschaftliche Entwicklung einer Region bzw. eines Landes. Und je lukrativer die Rohstoffe werden, umso geringer ist das Interesse der Regierungen – egal ob rechte oder linke –, die Abhängigkeit vom Rohstoffexport zu vermindern.

Doch verursacht das extraktive Modell eine Vielzahl lokaler, regionaler und transnationaler Konflikte, die vor allem die ärmste Bevölkerung zu spüren bekommt. AnwohnerInnen, immer mehr soziale Akteure wie indigene Gemeinschaften, Bauernorganisationen oder Umweltverbände wehren sich gegen neue Bergbaukonzessionen, Schürfrechte, Öl- und Gasexploration. Sie fürchten den Verlust des traditionellen Zugangs zu Land und Wäldern, die Zerstörung der biologischen Vielfalt, die Verschmutzung von Ökosystemen und Wasservorkommen sowie die damit einhergehenden Gesundheitsgefahren. Sie kritisieren, dass über die Bergbaupolitik weniger von den Regierungen als den internationalen Minenkonzerne bestimmt wird. Die sozialen und ökologischen Verwerfungen des intensivierten Rohstoffabbaus haben in Lateinamerika eine neue, sehr lebhafte Debatte über Auswege aus diesem Entwicklungsmodell ausgelöst wie auch darüber, wie die Rohstoffausbeutung grundsätzlich beschränkt respektive so organisiert werden kann, damit Menschen und Umwelt nicht darunter leiden.

Das FDCL will mit seine Arbeit zu rohstoffpolitischen Themen dazu beitragen, dass die Forderungen und Empfehlungen von zivilgesellschaftlichen Gruppen aus Lateinamerika, die auf eine sozial-ökologische Regulierung von Bergbau- und Explorationsaktivitäten drängen, wie auch die dortigen Diskussionen um alternative Wege, hier Gehör finden.

Dies ist dringend erforderlich, denn die deutsche Rohstoffstrategie und die europäische Rohstoffinitiative betonen beide bisher einseitig den Aspekt der Versorgungssicherheit – die ökonomischen, sozialen und ökologischen Folgen der Rohstoffextraktion in Ländern des Südens werden hingegen kaum beachtet. Doch tragen Deutschland und die EU in dieser Hinsicht eine ganz besondere Verantwortung: Die EU ist der größte Rohstoffimporteur der Welt und innerhalb Europas ist Deutschland als wichtigster Industriestandort der größte Rohstoffverarbeiter. Deutschland importiert aus Entwicklungsländern große Mengen an Kohle und Erzen sowie „kritische“ Rohstoffen, bei denen Versorgungsrisiken herrschen.