Venezuela ist der größte Erdölexporteur Lateinamerikas. Obwohl das Land auch jenseits des Öls über reiche Rohstoffvorkommen verfügt, spielt der Bergbau bisher keine große Rolle. Neben der Förderung von Kohle im Westen des Landes, findet überwiegend Kleinbergbau im Süden statt. Doch nun könnte der großflächige Bergbau Fuß fassen: Ein von Präsident Nicolás Maduro im Februar 2016 unterzeichnetes Dekret schafft eine gigantische Bergbauzone im Süden Venezuelas.
Bergbau in Venezuela
Venezuela ist ein Erdölland. Politik und Wirtschaft stehen seit knapp 100 Jahren im Zeichen des fossilen Energieträgers. Mit etwa 300 Milliarden Barrel verfügt das Land über die größten derzeit bekannten Erdölvorkommen weltweit. Der Verkauf von Erdöl generiert mehr als 95 Prozent der Exporteinnahmen und ist für etwa die Hälfte der Staatseinnahmen verantwortlich. Pläne, die Wirtschaft zu diversifizieren sind regelmäßig gescheitert, zuletzt unter der Präsidentschaft des linksgerichteten Präsidenten Hugo Chávez (1999 bis 2013).
Der Bergbau hat demgegenüber kaum Bedeutung. Im westlichen Bundesstaat Zulia wird Kohle ausgebeutet, im südlichen Bundesstaat Bolívar fördern legale und illegale Kleinschürfer*innen sowie vereinzelt Bergbaukonzerne Mineralien (siehe Grafik 1). Der Anteil des Bergbaus am venezolanischen Bruttoinlandsprodukt ist mit 0,3 Prozent bisher verschwindend gering (siehe Grafik 2).
Doch das Potenzial ist groß: Venezuela verfügt über bedeutende Vorkommen an Gold, Kupfer, Diamanten, Eisen, Bauxit und Coltan. Im Zuge des Preisverfalls der internationalen Rohölpreise und der seit 2013 andauernden Wirtschaftskrise in Venezuela, sieht der aktuelle Präsident und Chávez-Nachfolger Nicolás Maduro im Bergbau eine Chance, die Einnahmesituation des Staates zu verbessern. Per Dekret hat er im dünn besiedelten Süden des Landes ein Territorium von fast 112.000 km² als Bergbaugebiet deklariert (siehe Grafik 3). Dies entspricht zwölf Prozent der Landesfläche oder knapp einem Drittel der Fläche Deutschlands. Laut offiziellen Angaben sollen dort 20.000 direkte und 70.000 indirekte Arbeitsplätze entstehen. Schätzungen nach arbeiten im Kleinbergbau derzeit etwa zwischen 150.000 und 200.000 Personen.
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