Eine indigene Gemeinde blockiert seit fast zwei Jahren den Bau eines Staudamms auf ihrem Territorium, auch andernorts protestiert die indigene oder kleinbäuerliche Bevölkerung gegen Staudämme, die sie ihrer Wasserressourcen berauben. Andere Gemeinden erklären ihr Gebiet als frei vom Bergbau. In dem Maß, wie in Honduras der Verkauf der Naturgüter vorangetrieben wird, organisiert sich die Bevölkerung und leistet Widerstand gegen die Zerstörung ihrer Umwelt und ihrer Lebensgrundlagen, wie auch gegen den Verlust ihrer Souveränität vor den Interessen von Investoren. Die seit einem Jahr amtierende Regierung von Staatspräsident Juan Orlando Hernández hat die Privatisierungspolitik ihrer Vorgängerin intensiviert. Gleichzeitig wird die Gesellschaft unter dem Vorwand, gegen das hohe Ausmaß von Gewaltverbrechen im Land vorzugehen, immer weiter militarisiert.
Soziale Bewegungen, die sich dem neoliberalen Kurs der Regierung oder schlichtweg dem Verlust der Lebensgrundlagen der Bevölkerung entgegen stellen, sind mit hohen Risiken konfrontiert. Morde, gewalttätige Übergriffe, Morddrohungen und Entführungen sind nur eine Seite der Repression, die andere ist die Kriminalisierung von Seiten des Staates sowie das allgemeine Klima von Korruption und Straflosigkeit. Die katastrophale Menschenrechtssituation in Honduras wird auch von Institutionen wie der Interamerikanischen Menschenrechtskommission immer wieder bemängelt. Sechs Jahre nach dem zivil-militärischen Putsch hat sich die politische Krise des Landes zugespitzt.
Tomás Gómez ist Koordinator des Zivilen Rates der indigenen und Volksorganisationen von Honduras (COPINH). In Honduras kämpft er für indigene Rechte, den Erhalt der natürlichen Ressourcen und arbeitet als Radiojournalist in zwei kommunitären Radios. Auf Landesebene ist COPINH seit dem Putsch im Widerstand und deshalb verstärkt von Repressionen betroffen. Immer wieder kommt es zu Verhaftungen, Drohungen, tätlichen Übergriffen und Morden an Aktivist*innen in den indigenen Gemeinden. Eine Vielzahl von im COPINH organisierten indigenen Gemeinden ist von Bergbau- und Staudammprojekten bedroht.
Juan Mejía ist Agrarwissenschaftler mit Schwerpunkt Ökologie // Nachhaltigkeit und Universitätsdozent. Er engagiert sich seit vielen Jahren im Bereich Umweltschutz und Menschenrechte. Mejía ist Koordinator in der Breiten Bewegung für Würde und Gerechtigkeit (MADJ), für die er verschiedene Umweltstudien verfasst hat. Die MADJ ist 2008 aus dem Protest von Staatsanwält*innen gegen Korruption im Justizsystem entstanden, hat aber bald auch den Schutz von Gemeinden vor extraktivistischen Projekten – die von einem korrupten politischen Umfeld profitieren – zu einer ihrer wichtigsten Aufgaben gemacht.
Podium: Tomás Gómez, COPINH, Juan Mejía, MADJ
Moderation: CADEHO