Veranstaltung

Vom Bergbau zum Autoblech

Widerstandsstrategien gegen das Entwicklungsmodell Carajás: In Amazonien - und auch entlang der Lieferkette?

Eisenhütten in Açailândia / Foto: Marcelo Cruz

Eisenhütten in Açailândia / Foto: Marcelo Cruz

Reihe Farben des Goldes – Graues Gold Eisenerz

Über 50 Prozent des Eisenerzes, das die deutsche Industrie importiert, kommt aus Brasilien. Lieferant ist der transnationale Bergbaukonzern Vale S.A., dessen derzeit größtes Investitionsprojekt ein drastischer Ausbau der Bergbauminen von Carajás im Amazonasgebiet ist. Das Fördervolumen soll dort bis 2018 auf 230 Millionen Tonnen jährlich mehr als verdoppelt werden – neue Minen werden derzeit im Nationalpark Carajás erschlossen sowie neue Eisenbahnlinien und -trassen gebaut.

Seit nun schon 30 Jahren prägt Carajás als umfangreiches Entwicklungsmodell die Region auf irreversible Weise. Für den Bergbau entstanden Staudämme, für die Eisen- und Stahlverhüttung Holzkohlemeiler und Eukalyptusmonokulturen. All dies ging mit einer schnellen Entwaldung sowie der Expansion von Viehindustrie und agroindustrieller Landwirtschaft einher.
Seit ebenso vielen Jahren ist Carajás aber auch ein Ort des Widerstandes. Indigene und Quilombola-Bewegungen sowie die Landlosenbewegung kämpfen gegen die Konzentration des Landbesitzes und Umweltzerstörung sowie für den Erhalt kollektiver Landwirtschaft. Gewerkschaften und Menschenrechtsbewegungen klagen entwürdigende Arbeitsbedingungen an. Städtische Bewegungen setzen sich für ein besseres Leben in den schnell gewachsenen urbanen Zentren ein.

Demonstration in São Luis, 2014 / Foto: Marcelo Cruz

Demonstration in São Luis, 2014 / Foto: Marcelo Cruz

Die Menschenrechtsorganisation Justiça nos Trilhos unterstützt, begleitet, dokumentiert und vernetzt diverse Bewegungen der Region in ihren Kämpfen gegen die Vale und deren Sub- und Zulieferunternehmen. Lokal setzen sie sich unter anderem für die Rechte der BewohnerInnen des Stadtteils Piquiá die Baixo in Açailândia ein, die sich gegen die extreme Luftverschmutzung durch die Eisenhütten wehren. 2014 koordinierte Justiça nos Trilhos das internationale Seminar Carajás 30 anos in São Luis mit mehreren hundert TeilnehmerInnen. Das Seminar ermöglichte einen Austausch zwischen den heterogenen lokalen Konflikten der Region, brachte aber auch aus verschiedenen Ländern Organisationen zusammen, die sich mit Bergbauprojekten der Vale auseinandersetzen.
Im Rahmen der Veranstaltung wird Dario Bossi von Justiça nos Trilhos einen Einblick in den Stand der Erschließung Carajás und in Widerstandsbewegungen der Region bieten. Darauf aufbauend wollen wir diskutieren, wie wir diese Rohstoffkonflikte hier sichtbar machen oder gar vorantreiben können – zugunsten von Menschenrechten, in konkreter Solidarität mit den Betroffenen, aber auch im Sinne einer Kritik am zugrundeliegenden Entwicklungs- und Wachstumsmodell.
Wir freuen uns deswegen auf Kommentare von Christian Russau vom FDCL, der seit vielen Jahren deutsche Unternehmen kritisch beobachtet, die in Brasilien in der Stahl- und Energieindustrie aktiv sind, und von Miriam Saage-Maaß, die für das ECCHR rechtliche Strategien auslotet, wie deutsche Unternehmen in ihren transnationalen Aktivitäten entlang der Lieferkette zur Verantwortung gezogen werden können. Michael Reckordt wird das Netzwerk AK-Rohstoffe vorstellen.

Mit:
Dario Bossi, Justiça nos Trilhos, Açailândia/Maranhão/Brasilien
Miriam Saage-Maaß, ECCHR
Christian Russau, FDCL
Michael Reckordt, AK Rohstoffe

Moderation: Lisa Carstensen und Susanne Schultz

Konsekutive Übersetzung aus dem Brasilianischen

 

Zur Kampagne „Hands on the Land for Food Sovereignty“ 

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