„Warum hielt das Land nicht inne und forderte die Guerilla und den Staat auf, den politischen Krieg frühzeitig zu beenden und einen umfassenden Frieden auszuhandeln? Welche Institutionen verhin­derten den bewaffneten Konflikt nicht, sondern förderten ihn? Wo war der Kongress, wo waren die politischen Parteien? Inwieweit kalkulierten diejenigen, die zu den Waffen gegen den Staat griffen, die brutalen und makabren Folgen ihrer Entscheidung? […] Wie konnten wir erlauben, dass das ge­schehen ist? Und wie können wir es wagen, es weiterhin zuzulassen?“

Diese und andere Fragen stellte Pater Francisco de Roux, der Vorsitzende der kolumbianischen Wahr­heitskommission, am 28. Juni 2022, bei der Vorstellung des Abschlussberichts dieser Institution. Seine bewegende Rede kennzeichnete das Ende der über dreieinhalb Jahre langen Arbeit der Wahrheitskom­mission (Comisión para el Esclarecimiento de la Verdad, la Convivencia y la No Repetición – CEV). Ihr Ziel war die Aufklärung von Ursachen und Mustern des Konflikts, der Gründe für dessen langjähriges Andauern, und die Formulierung von Empfehlungen an Zivilgesellschaft und Staat, um eine solche Gewalt in Zukunft zu verhindern. Die zehn Bände des Berichts, insgesamt über 6.000 Seiten, sollen den Weg für ein kollek­tives Narrativ der kolumbianischen Gesellschaft ebnen, um so eine gemeinsame Wahrheit zu schaffen.

Doch was ist Wahrheit und wie ist es möglich diese Wahrheit in einem Land zu finden, welches sich wei­terhin im Konflikt befindet? An welche (Teile der) Vergangenheit soll erinnert werden? Wem nützt diese Wahrheit, wen bedroht sie? Und warum versuchen breite Teile der Gesellschaft so dezidiert zu vermei­den, dass die Wahrheit über den Konflikt ans Licht kommt?

Im vorliegenden Text werden der Entstehungskontext der Wahrheitskommission, ihr Aufbau und ihr Mandat beschrieben, sowie die Auseinandersetzungen um Wahrheit, Gerechtigkeit und Erinnerungspoli­tik, die in Folge des Friedensabkommens und der Arbeit der Kommission deutlich geworden sind. Auch die Hauptergebnisse und die Empfehlungen des Berichts werden skizziert.

Inhalt

1. Einleitung/5

2. Vorgeschichte und Kontext/6
2.1 Vorerfahrungen mit Transitional Justice in Kolumbien/7
2.2 Die schwierige Arbeit der Kommission: Versuche der politischen Delegitimierung/8

3. Die Wahrheitskommission/10
3.1 Struktur und Arbeit der Wahrheitskommission/10
3.2 Die Kommission im internationalen Vergleich/12
3.3 Zentrale Ergebnisse des Abschlussberichts/13
3.4 Empfehlungen des Abschlussberichts: La gran Paz/16

4. Nach dem Bericht: Der Disput um die Erinnerung/19

5. Fazit/21

Impressum

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Autorin: Tininiska Zanger Montoya
Titelbild: Das Teatro Municipal Jorge Eliecer Gaitán, wo am 28. Juni 2022 der Bericht der Wahrheitskommission öffentlich vorgestellt wurde.
Foto: Alejandro Zuluaga-Produzent und Regisseur im Auftrag der Wahrheitskommission
Layout: Ingrid Navarrete | www.ingrid-navarrete.de
Druck: Hinkelsteindruck, 10997 Berlin

Gefördert von Engagement Global im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und mit freundlicher Unterstützung der Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit (LEZ) Berlin. Der Inhalt der Veröffentlichung liegt in der Verantwortung der Autorin und gibt nicht notwendig die Position des Herausgebers wieder; die hier dargestellten Positionen geben weder den Standpunkt von Engagement Global gGmbH und des BMZ noch der LEZ Berlin wieder.
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FDCL-Verlag Berlin, 2022. ISBN: 978-3-949237-01-0

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