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Wem gehört das Saatgut?

Postkartenquiz: Wie Eigentumsrechte an Saatgut die biologische Vielfalt und Bauern und Bäuerinnen weltweit beeinflussen

Kleinbäuerliche Landwirtschaft dient weltweit dem Erhalt der Biodiversität. Warum ist das wichtig?

Um die Agrarvielfalt zu erhalten, ist es wichtig, eine Landwirtschaft zu betreiben, die die Bodenorganismen sowie die Vielfalt auf und um den Acker nicht beeinträchtigt. Das erreicht man durch den Verzicht von Pestiziden, die Anwendung von Fruchtfolgen und Mischkulturen, geeigneten Untersaaten und einer strukturreiche Acker- und Gartengestaltung. Je höher die Biodiversität ist, desto geringer ist das Risiko von Totalausfällen, z.B. durch klimatische Schwankungen, wie Trockenheit, Kälte oder zu hohe Feuchtigkeit. Zudem helfen bestimmte Pflanzen einander, indem sie Schädlinge für ihre Nachbarn abwehren, Nützlinge anlocken oder Nährstoffe bereitstellen. Kleinbäuerliche Landwirtschaft arbeitet häufig mit diesen Prinzipien, denn Kleinbäuer*innen müssen sich gegen klimabedingte Schwankungen absichern – der Erhalt der Agrarvielfalt ist ein Weg.

Die eigene Gewinnung von Saatgut ist für einen Großteil kleinbäuerlicher Landwirtschaften im globalen Süden überlebenswichtig. Wie kann diese Praxis erhalten und gefördert werden?

Die eigene Saatgutgewinnung bringt für kleinbäuerliche Landwirtschaften eine Unabhängigkeit von Unternehmen, da sie dann kein Saatgut kaufen müssen. Kleinbäuer*innen brauchen für die eigene Saatgutproduktion das Wissen darum und die Sorten, aus denen sie selbst und unentgeltlich Saatgut nachbauen dürfen. Saatgutbörsen sind eine Möglichkeit, dass Kleinbäuer*innen samenfeste Sorten erwerben und tauschen können. Der Erhalt und die Weitergabe von traditionellem Wissen in kleinbäuerlichen Gemeinschaften ist für die eigene Saatgutherstellung unerlässlich. Hierfür setzt sich auch die weltweit größte Organisation für Kleinbäuer*innen „La Via Campesina“ ein.

Agrarvielfalt kommt in kleinbäuerlichen Gemeinschaften durch Saatguttausch zustande.  Was tauschen die Bäuerinnen und Bauern noch außer Saatgut?

Beim Saatguttausch ist es wichtig das Wissen zum jeweiligen Saatgut weiterzugeben. Welche Eigenschaften hat die Pflanze? Bei welchen klimatischen Bedingungen wächst sie am besten? Wie vermehre ich das Saatgut von dieser Pflanze? Diese und andere Fragen sind wichtig, wenn Bauern und Bäuer*innen neues Saatgut erwerben und damit langfristig arbeiten möchten.

Durch traditionelle Züchtung können bei Pflanzen besondere Eigenschaften hervorgebracht werden.  Was ist der Unterschied zwischen traditioneller Züchtung und Hybridzüchtung?

Als traditionelle Züchtung bezeichnet man die älteste Form der Pflanzenzucht: die so genannte Auslese- und Selektionszüchtung, bei der durch Auslese aus einem großen Bestand Pflanzen mit den gewünschten Merkmalen ausgewählt und weiter vermehrt werden. Eine weitere Methode ist die Kombinationskreuzung, bei der Erbanlagen zweier Linien oder Sorten zusammengeführt werden. Beide Methoden tragen im besonderen Maß zur großen Vielfalt an Pflanzen mit unterschiedlichen Eigenschaften bei. Die durch diese Züchtung erzeugte Pflanzen sind samenfest, d.h. sie sind vermehrbar.

Immer mehr Bauern und Bäuer*innen kaufen Hybridsaatgut, um höhere Erträge zu erzielen. Welche Vorteile haben Hybride?

Die sogenannten Hybride werden seit Anfang des 20. Jahrhunderts aufwendig und teuer gezüchtet, um gewünschte Eigenschaften, wie zum Beispiel Ertrag und Resistenz bei Pflanzen hervorzubringen. Dadurch kommt es bei Hybriden meist zu Ertragssteigerungen. Allerdings sind diese Pflanzen durch Inzucht nicht mehr verlässlich vermehrbar.

Auf Hybridsaatgut sind meist Patente vergeben. Wer profitiert am meisten von Patenten auf Saatgut?

Unternehmen, die Saatgut herstellen und sich dieses Saatgut patentieren lassen, profitieren am meisten von Patenten. Die Entwicklung von Hybridsaatgut sowie die Möglichkeit, sich geistige Eigentumsrechte an Saatgut zu sichern (Saatgutsorten patentieren oder anderweitig schützen zu lassen) sorgte erst dafür, dass Saatgut für Unternehmen interessant wurde. Hybridsaatgut muss jedes Jahr neu gekauft werden, da die gewünschten Eigenschaften in der nächsten Generation nachlassen. Wird aus dennoch Saatgut aus Hybriden gezüchtet und ausgesät, kassieren die Unternehmen dafür so genannte Nachbaugebühren.

Zunehmend sind die Auswirkungen des Klimawandels in der Landwirtschaft zu spüren. Wie können die Folgen für die Ernährungssicherheit gemildert werden?

Mit den Folgen des Klimawandels ändern sich in vielen Regionen die Wetterbedingungen. Dürren und Extremniederschläge können ganze Ernten vernichten. Um auch unter diesen klimatischen Bedingungen die Ernährung zu sichern, ist es wichtig eine Vielfalt von Pflanzen und Sorten anzubauen. Werden Pflanzen mit unterschiedlichen Eigenschaften angebaut, sind nicht alle Pflanzen gleichermaßen von nicht vorhersagbaren klimatischen Bedingungen betroffen. Agrarvielfalt kann so die Folgen des Klimawandels mildern.

Impressum

Autorinnen: Virginia Boye, Rita Trautmann

Layout: Ocotefilms

Diese Arbeit ist lizensiert unter einer Creative Commons Namensnennung – Nicht-kommerziell – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz (CC BY-NC-SA 4.0).

FDCL-Verlag, Berlin 2019

Mit freundlicher Unterstützung der LEZ Berlin und des gefördert von Engagement Global im Auftrag des BMZ

Für den Inhalt dieser Publikation ist allein das FDCL e.V. verantwortlich; die hier dargestellten Positionen geben weder den Standpunkt der LEZ Berlin oder von Engagement Global gGmbH und de Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit wieder.

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