Brasilien auf dem Weg in die Biozukunft
Foto: Otavio Nogueira (c BY-SA 2.0)

Informations- und Austauschgespräch mit

Camila Moreno (Brasilien)

Veranstaltungssprache: Englisch

Zeit: Di, 14. Mai 2019, 15:00 – 17:00 Uhr
Ort: Forum Umwelt &Entwicklung, Marienstr.19-20 (2. Stock Hinterhaus)

Wir bitten um eine kurze Zu- oder Absage an: info@fdcl.org !

Die OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) sieht drei zentrale Säulen für die Entwicklung der Bioökonomie: „fortgeschrittene Kenntnis von Genen und komplexen Zellprozessen, erneuerbare Biomasse und die sektorübergreifende Integration von Biotechnologie“.

War die Auseinandersetzung mit dem Stichwort Bioökonomie außerhalb von Fachkreisen bis vor wenigen Jahren öffentlich kaum wahrnehmbar, sind bioökonomische Strategien mittlerweile im globalen Süden wie Norden zum Gegenstand kritischer Interventionen geworden. Hierzulande wird die Propagierung einer Bioökonomie von staatlicher Seite massiv betrieben. Die offiziellen Bioökonomie-Strategien der EU und Deutschlands finden nicht nur bereits seit Jahren ihren Niederschlag in entsprechenden Schwerpunktsetzungen der Forschungslandschaft, sondern beginnen auch verwandte Politikbereiche signifikant zu beeinflussen. Innerhalb und zwischen entwicklungs- und umweltpolitischen Gruppen der Zivilgesellschaft steckt die kritische Debatte zu der neuen Welle von Bioökonomie-Strategien hingegen noch in den Anfängen.

Brasilien ist ein zentraler Schauplatz der Implementierung bioökonomischer Ansätze – nicht nur innerhalb Lateinamerikas sondern im globalen Maßstab. In Brasilien befinden sich einerseits die größten Anbauflächen von gentechnisch veränderten Pflanzen (insbesondere Soja), andererseits entwickelt sich das Land zu einem „Großraumlaboratorium“ für die Anwendung der neuen Biotechnologien/neuen gentechnischen Verfahren. Brasilien ist neben den USA der größte Produzent von Agrartreibstoffen. Der lateinamerikanische Kontinent verfügt zudem über einen gewaltigen “Vorrat” an Biomasse (etwa in den Regenwäldern Amazoniens) und angeblich über immenses Potential an Flächen, die landwirtschaftlich genutzt werden können.

Camila Moreno wirft Schlaglichter auf Brasilien als „Zukunftsland der Bioökonomie“, stellt Entwicklungen, Tendenzen und Visionen dar, die sich in neuen Modernisierungsstrategien niederschlagen. Die Verknüpfung von Landnutzung, Energieerzeugung und Klimapolitik steht dabei im Mittelpunkt. Zwar umfasst Bioökonomie viele weitere Bereiche (wie etwa eine intelligente Kreislaufwirtschaft), aber gerade in Brasilien wird deutlich, dass Bioökonomie Entwicklungsstrategien rund um die Landnutzung neu definiert – und dabei die Macht der Konzerne ausbaut, die die Biotechnologie beherrschen.

Mit diesem Austauschgespräch wollen wir interessierte Gruppen und Personen einladen, um die Problembeschreibung und Perspektiven für politische Interventionen aus einer entwicklungspolitischen Perspektive heraus zu erweitern und zu diskutieren.

Hintergrund zur Person:
Camila Moreno ist eine brasilianische Aktivistin und Sozialwissenschaftlerin, die zusammen mit sozialen Bewegungen in Brasilien und Lateinamerika zu den sozialen und ökologischen Dimensionen und Folgewirkungen der Expansion der Biotechnologien und des Agrobusiness arbeitet. Ebenso widmet sie sich fortlaufend den Zusammenhängen zwischen internationaler Klimapolitik, „Grüner Ökonomie“ und globalen Bioökonomiestrategien.
Sie forscht an der Bundesuniversität in Rio de Janeiro, ist Mitglied der Arbeitsgruppe „Political Ecology of the Latin American Council of Social Sciences (CLACSO – Conselho Latinoamericano de Ciências Sociais)“, des „International Council of Red for a Latin America Transgenic Free (RALLT)“, der Gruppe „Carta de Belém“ (ein brasilianisches Netzwerk, dass seit 2009 zu Klimapolitik und marktbasierten Instrumenten des Klimaschutzes arbeitet) und war als Forscherin und Aktivistin u. a. tätig bei den Organisationen Terra de Direitos (Land’s Rights) und Amigos da Terra (Earth’s Friends).

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