Situation in den Zielländern des Landgrabbing

Die Länder, in denen Land großflächig an ausländische Unternehmen verpachtet wird, gehören überwiegend zur Gruppe der wenig und am wenigsten entwickelten Entwicklungsländer. Es sind jedoch auch Länder des ehemaligen Ostblocks in Europa betroffen. Folgende Strukturen in den betroffenen Ländern verstärken und ermöglichen den Landkauf:

Kleinbäuerliche Landwirtschaft

Die betroffenen Länder weisen eine in Entwicklungsländern übliche kleinbäuerliche Struktur auf. Rund 85 Protest der Betriebe in der 3. Welt sind kleiner als zwei Hektar. Die Subsistenzwirtschaft ist immer noch unverzichtbar für den größten Teil der Bevölkerung, da es weder dauerhafte Einkommensalternativen noch hinreichende soziale Sicherungssysteme in den Ländern gibt. Diese für die Ernährungssicherheit in den jeweiligen Ländern existenzielle kleinbäuerliche Struktur wird durch die Landnahme großer Konzerne verdrängt.

Fehlendes Landrecht

Die Besitzverhältnisse von Land sind nicht nach westlichen Standards geregelt. Subsistenzbauern und -bäuerinnen und HirtInnen haben oft keine offiziellen Besitztitel für das Land, sondern bewirtschaften es nach traditionellen Nutzungs- und Besitzübereinkünften. So verlieren sie oftmals leicht den Zugriff auf das angestammte Land, wenn Regierungen sowie in- und ausländische Unternehmen es für ihre Investitionen auserkoren haben. Die traditionellen, meist kollektiven Nutzungs- und Besitzrechte werden von ihnen nicht anerkannt und missachtet; die lokale Bevölkerung nicht selten auch gewaltsam von ihrem Land vertrieben.

Korrupte Regierungen

Die Länder sind oftmals nicht demokratisch konsolidiert und bieten wenig Rechtssicherheit. Schwache Institutionen sowie korrupte EntscheidungsträgerInnen in den Zielländern begünstigen die Landnahme durch ausländische Großkonzerne. In vielen Fällen sind einheimische Eliten oder Firmen in den Entwicklungsländern an Investitionen in Land beteiligt, als UnterhändlerInnen für ausländische InvestorInnen oder als PartnerInnen in Joint Ventures. Insbesondere in fragilen Staaten, in denen weder Parlament noch Zivilgesellschaft eine Kontrollfunktion ausüben, bereichern sich die herrschenden Eliten durch großzügige Vergabe von Landkonzessionen. Die Ernährungssicherheit der eigenen Bevölkerung spielt für sie eine untergeordnete Rolle und kann oft nicht mehr gewährleistet werden.

Mangelnde Transparenz in den Verhandlungen über Landgeschäfte

Die meisten dieser Geschäfte werden zwischen den ausländischen InvestorInnen und den lokalen Regierungen im Geheimen abgeschlossen und der Großteil an Informationen ist der Öffentlichkeit unzugänglich. Der lokalen betroffenen Landbevölkerung ist die demokratische Teilhabe an den Entscheidungen der Regierung damit verwehrt. Es wird über ihre Köpfe hinweg entschieden. Bei den asymmetrischen Kräfteverhältnissen, die solchen Landgeschäften im Allgemeinen zugrunde liegen, hat die lokale Bevölkerung kaum eine Chance, ihre Landrechte zu behaupten.