Studien

Agroenergie in Lateinamerika

Fallstudie anhand vier ausgewählter Länder: Brasilien, Argentinien, Paraguay und Kolumbien

Lateinamerika gehört zu den Regionen der Welt, denen große Potenziale im entstehenden Weltmarkt für Agroenergie zugeschrieben werden. Die Länder des Subkontinents gelten als geradezu prädestiniert, Energiepflanzen nicht nur für den Eigenbedarf, sondern auch für die Befriedigung der internationalen Nachfrage, u.a. der Europäischen Union, zu produzieren. Als Pluspunkte nennen Lobbyisten die großen verfügbaren Flächen, die fruchtbaren Böden, das hohe Wasserangebot und das günstige Klima. Zudem findet sich in dieser Region mit Brasilien ein Land, das auf langjährige Erfahrungen mit Agrotreibstoff zurückblicken kann.

Gleichwohl birgt die Verwendung pflanzlicher Energieträger ernstzunehmende Risiken. Energieplantagen können in natürliche Ökosysteme vordringen. Kleinbauern und Indigene werden möglicherweise von ihrem Land vertrieben. Die verstärkte Nutzungskonkurrenz um Wasser und Boden kann die Nahrungsmittelproduktion beeinträchtigen. Steigende Pachtpreise erschweren Kleinbauern den Zugang zu Land. Nicht zuletzt verdeutlichen die aktuellen Marktentwicklungen, dass die energetische Verwendung von Nahrungs- und Futterpflanzen zu einem Anstieg der Lebensmittelpreise beiträgt.

Diese allgemeinen Risiken stellen sich von Land zu Land unterschiedlich dar. Für die vorliegende Fallstudie haben „Brot für die Welt“ und das Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika (FDCL) daher vier lateinamerikanische Länder ausgewählt, die stark in den Aufbau vor allem der Agrokraftstoffindustrie investieren: Brasilien, Paraguay, Argentinien und Kolumbien.

Die Fallstudie schildert sowohl die staatliche Agroenergiepolitik dieser Länder als auch ihre möglichen Folgen. Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen die Auswirkungen dieser Politik auf die besonders benachteiligten gesellschaftlichen Gruppen: Kleinbauern, Landlose, Indigene und Landarbeiter. Weitere Beachtung finden die zu beobachtenden Veränderungen der Landnutzung, die erhebliche Auswirkungen auf die Ernährungssicherheit haben können. Ergänzend werden die Positionen zivilgesellschaftlicher Akteure gegenüber der Agroenergiepolitik ihrer jeweiligen Regierung vorgestellt.

Inhalt

EINFÜHRUNG

BRASILIEN
AGROENERGIEPOLITIK IN BRASILIEN
DIE ETHANOLPRODUKTION
Das Proálcool-Programm von 1975
Das neue Proálcool-Programm
Steueranreize, Forschungsförderung und Kredite
DIE FOLGEN DER ETHANOLPRODUKTION
Landkonzentration
Intensivproduktion mit Hochleistungssorten
Agrochemie und die Umweltschäden
Das Abbrennen der Felder und die Mechanisierung
Extreme Leistungsanforderungen und Flexibilisierung
Arbeitsunfälle und Sklavenarbeit
Konkurrenz mit Nahrungsmittelproduktion
Konflikt mit der Agrarreform
Weiterer Konfliktstoff: Ethanol aus Zellulose
DIE BIODIESELPRODUKTION
Das nationale Biodieselprogramm
Das Sozialsiegel des Programms
DIE FOLGEN DER BIODIESELPRODUKTION
Drei Viertel des Biodiesels vom Agrobusiness
Erhebliche Differenzen bei den Erträgen
Dominanter Rohstoff: Sojaöl
Wettbewerbsdruck auf Kleinbauern im Süden
Gefährdung von Ökosystemen
Ölpalmen im Norden: hohe Subventionen
Rizinus im Nordosten: Überausbeutung und mangelnde Erträge
Hohe Rohstoffpreise gefährden Wirtschaftlichkeit
Ausbauziele stimulieren Intensivierung
POSITIONEN DER ZIVILGESELLSCHAFT

PARAGUAY
AGROENERGIEPOLITIK IN PARAGUAY
DIE ETHANOLPRODUKTION
Ziel: Ethanolexporte
DIE BIODIESELPRODUKTION
Risikofaktor Rohstoffpreise
Bevorzugter Rohstoff: Soja
FOLGEN DER AGROKRAFTSTOFFPRODUKTION
Mangelnder Zugang zu Land
Bodenspekulation und illegale Landkäufe
Vergiftungen durch Spritzmittel und staatliche Repression
ZIVILGESELLSCHAFTLICHE FORDERUNGEN

ARGENTINIEN
AGROENERGIEPOLITIK IN ARGENTINIEN
Das Biokraftstoffgesetz
DIE BIODIESELPRODUKTION
100 Prozent transgene Soja
Konzentration in der Sojaindustrie
Biodieselfabriken setzen auf den Export
DIE ETHANOLPRODUKTION
Zuckerrohrexpansion nur in Ungunstregionen möglich
Potenzieller Rohstoff: Mais aus Intensivlandwirtschaft
FOLGEN DER AGROKRAFTSTOFFPRODUKTION
Transgene Soja, pfluglose Bodenbearbeitung und Herbizide
Gefährdung der Ernährungssicherheit
Chaco: Konzentration und Höfesterben
Waldvernichtung in Nordargentinien
Indigene und Kleinbauern: Verlust der Lebensgrundlagen
POSITIONEN DER ZIVILGESELLSCHAFT

KOLUMBIEN
AGROENERGIEPOLITIK IN KOLUMBIEN
DIE ETHANOLPRODUKTION
DIE BIODIESELPRODUKTION
FOLGEN DER AGROKRAFTSTOFFPRODUKTION
Agrarexpansion im Schatten eines bewaffneten Konflikts
Vier Millionen Binnenflüchtlinge
Illegale Aneignung von Land
Palmplantagen in afrokolumbianischen Kollektivterritorien
Repression gegen „humanitäre Zonen“ im Department Chocó
Prekäre Lage der Binnenflüchtlinge
Gefährdung der Ernährungssicherheit im Department Bolívar
Gewalt gegen Gewerkschafter
Sozialabbau durch assoziierte Kooperativen
POSITIONEN DER ZIVILGESELLSCHAFT

ZUSAMMENFASSUNG
Brasilien
Paraguay
Argentinien
Kolumbien

FAZIT

LITERATUR

Impressum

Herausgeber:
Diakonisches Werk der EKD e. V.
für die Aktion „Brot für die Welt“
Staffl enbergstraße 76
D-70784 Stuttgart
Telefon: (0711) 21 59 – 0
Fax: (0711) 21 59 – 2 88
www.brot-fuer-die-welt.de
Spendenkonto:
„Brot für die Welt“
Konto 500 500 500
Postbank Köln, BLZ 370 100 50
 
Forschungs- und Dokumentationszentrum
Chile – Lateinamerika e.V.
Gneisenaustrasse 2a
D-10961 Berlin
Telefon: (030) 693 40 29
Fax: (030) 692 65 90
www.fdcl.org
 
 
Agroenergie in Lateinamerika
Fallstudie anhand vier ausgewählter Länder: Brasilien, Argentinien, Paraguay und Kolumbien
 
Artikelnummer 122 314 018 (Brot für die Welt)
ISBN-13: 978-3-923020-41-6 | ISBN-10: 3-923020-41-4
© FDCL, Berlin, Mai 2008
 
Autor: Thomas Fritz
Redaktion: Thomas Hirsch, Dr. Bernhard Walter
Stuttgart, Mai 2008
Umschlagfoto: Restwald vor Feld mit genetisch veränderten Sojapfl anzen in der Umgebung der Gemeinde Parirí, Department Caaguazú, Paraguay. Februar 2007. An Maeyens / A SEED (www.aseed.net)
 
Gestaltung und Layout: Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika e.V.,
Berlin, Mathias Hohmann
Druck: agit-druck GmbH, Berlin
Inhalt gedruckt auf 100% Recycling-Papier, ausgezeichnet mit dem Umweltsiegel Blauer Engel.

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