Veranstaltung

Woran scheitert besserer Schutz für bedrohte Journalisten?

Betroffene aus Mexiko und Honduras berichten

Reporter ohne Grenzen, CADEHO – Menschenrechtskette Honduras, das Ökumenische Büro für Frieden und Gerechtigkeit sowie das Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika (FDCL) laden ein zu einer Podiumsdiskussion mit verfolgten Journalisten. Auf dem Podium:

TOMY MORALES, Journalistin und Menschenrechtsverteidigerin aus Honduras
MARTÍN DURÁN, Journalist aus Mexiko
Moderation: ERIKA HARZER, freie Journalistin

Die Veranstaltung findet auf Spanisch mit deutscher Übersetzung statt. Der Eintritt ist frei. Bitte melden Sie sich unter rog@reporter-ohne-grenzen.de an.

Tödliche Gewalt gegen Journalisten ist in einigen Ländern Lateinamerikas seit Jahren trauriger Alltag. In Mexiko wurden in diesem Jahr schon mindestens elf Journalisten in direktem Zusammenhang mit ihrer Arbeit ermordet – mehr als in Kriegsländern wie dem Irak oder Afghanistan. In Honduras kamen von 2001 bis August 2017 nach Angaben der Nationalen Menschenrechtskommission 70 Journalisten und Medienmitarbeiter gewaltsam ums Leben; in vielen dieser Fälle sind die Motive ungeklärt, nicht zuletzt mangels glaubwürdiger staatlicher Ermittlungen.

Die Gewalt richtet sich vor allem gegen Journalisten, die über Themen wie Drogenhandel, Korruption und die Verquickung von Politik und organisiertem Verbrechen berichten. Staatliche Stellen tragen allzu oft mehr zur Einschüchterung kritischer Berichterstatter als zur Aufklärung bei. Kaum einer der Mörder oder ihrer Hintermänner wird bestraft. Viele Medien meiden deshalb heikle Themen, Selbstzensur ist alltäglich.Die Regierungen haben darauf mit staatlichen Schutzprogrammen reagiert, doch deren Erfolge sind bescheiden. Wiederholt sind in Mexiko Anschläge auf Journalisten verübt worden, die unter offiziellem Schutz standen oder die kurz zuvor daraus entlassen wurden. Honduras gründete 2015 ein nationales Schutzprogramm, das jedoch finanziell und personell zu schlecht ausgestattet und angesichts weit verbreiteter Korruption und Straflosigkeit auf Misstrauen bei den Betroffenen stößt. Wie gehen Journalisten in diesen Ländern mit der Bedrohungssituation um? Wie könnten die jeweiligen Regierungen sie wirksamer schützen? Welche Hilfe können Regierungen und andere Akteure aus Deutschland und Europa leisten?

Zu den Podiumsgästen:

MARTÍN DURÁN ROMERO arbeitet seit 2008 als Journalist in seinem Heimatstaat Sinaola in Mexiko. Zunächst als Polizeireporter bei der Zeitung El Debate de Culiacán, dann bei der Wochenzeitung Ríodoce berichtete er vor allem über Gewaltverbrechen und Menschenrechtsverletzungen. 2013 gründete er mit Kollegen das Nachrichtenportal laparednoticias.com, das seit 2016 auch die gedruckte Zeitung La Pared veröffentlicht. Daneben hat er für die Nachrichtenagentur AP sowie die Zeitungen A discusión und De Primera Noticias gearbeitet. Nach der Ermordung des Ríodoce-Gründers Javier Valdez Cárdenas im vergangenen Mai erhielt Durán Drohungen von örtlichen Drogenkartellen, floh nach Mexiko-Stadt und wurde in das staatliche Schutzprogramm für bedrohte Journalisten aufgenommen. Gemeinsam mit Kollegen hat er im Oktober das Buch „Romper el silencio“ (Das Schweigen brechen) veröffentlicht, um auf die ständigen Übergriffe und Drohungen gegen Journalisten in Mexiko aufmerksam zu machen. Derzeit hält er sich als Stipendiat des neuen Schutzprogramms Taula per Mèxic für drei Monate in Barcelona auf.

TOMY MORALES berichtet als Journalistin für unabhängige Medien in Honduras wie das Internetmagazin Pasos De Animal Grande vor allem über Menschenrechtsfragen. Daneben ist sie für die honduranische Vereinigung für Demokratie und Menschenrechte ASOPODEHU tätig. Aufgrund ihrer Arbeit ist Tomy Morales ständig Überwachung, Verfolgung und Übergriffen ausgesetzt. 2016 nahm sie deshalb für drei Monate am Schutzprogramm Shelter City in den Niederlanden teil. Gemeinsam mit der Journalistin und honduranischen PEN-Präsidentin Dina Meza begleitete Morales im vergangenen Sommer Studierende in der Hauptstadt Tegucigalpa während eines mehrwöchigen Hungerstreiks gegen umstrittene Reformen. Bei einer gewaltsamen Räumung wurden Morales und andere Menschenrechtsverteidiger misshandelt und anschließend vor Gericht gestellt.

Moderation: ERIKA HARZER, freie Journalistin

Honduras steht auf Platz 140 von 180 Ländern auf der Rangliste der Pressefreiheit, Mexiko auf Platz 147. Weitere Informationen zum Stand der Pressefreiheit in diesen Staaten finden Sie unter www.reporter-ohne-grenzen.de/honduras beziehungsweise www.reporter-ohne-grenzen.de/mexiko.

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