Veranstaltung

Was ist aus dem Guten Leben geworden?

Que le ha pasado al Vivir Bien? La implementación del concepto en Bolivia

Mit Pablo Solón, Bolivien

In den Jahren der Amtseinführung der Regierungen von Evo Morales in Bolivien und Rafael Correa in Ekuador war das indigenen Weltvorstellungen entliehene Paradigma des Buen Vivir oder Vivir Bien in aller Munde. Damit sollte ein Leben in Harmonie mit der Natur und in Einklang mit indigenen Traditionen gemeint sein. Während Ekuador im Jahr 2008 die „Rechte der Natur“ in den Verfassungsrang erhob, kann man in der 2009 verabschiedeten Verfassung Boliviens den „Schutz der Umwelt für das Wohlbefinden der gegenwärtigen und zukünftigen Generationen“ und das Ziel einer nachhaltigen Entwicklung „in Harmonie mit der Natur“ finden. Der Antritt beider Regierungen löste in den ersten Jahren ihrer Amtszeit große Hoffnungen bis hin zur Euphorie bei vielen fortschrittlichen Kräften sowohl innerhalb der beiden Länder als auch im lateinamerikanischen und europäischen Ausland aus. Er war mit der Hoffnung verbunden, dass hier ein neues Gesellschaftsmodell geschaffen werde könne, das soziale Gerechtigkeit, ein Endes der Diskriminierung indigener Völker und die Dekolonialisierung mit einer ökologisch nachhaltigen Entwicklung verbinden würde. Diese Euphorie begann jedoch nach einigen Jahren zunächst in Bolivien und Ekuador und dann, mit einiger Verzögerung, auch außerhalb deutlich abzuebben, da viele der anfänglichen Anhänger der beiden Regierungen sich in ihren Erwartungen bitter getäuscht sahen. Was ist geworden aus dem Anspruch der Umsetzung des Vivir Bien, und wohin hat er sich entwickelt?

Pablo Solón, ehemaliger UN-Botschafter Boliviens, Umweltaktivist und Vordenker eines ökologisch und sozial motivierten Systemwandels, spricht über die Entwicklung des Vivir Bien in Bolivien ein Jahr vor den nächsten Präsidentschaftswahlen.

Pablo Solón

Pablo Solón ist ein bolivianischer Sozial- und Umweltaktivist. Er koordinierte die Bewegung gegen das Freihandelsabkommen von Amerika (ALCA) in Bolivien und wurde von 2006 bis 2008 zum außerordentlichen Botschafter für Integration und Handel für Bolivien ernannt. Von Januar 2009 bis Juli 2011 diente er als Botschafter Boliviens bei den Vereinten Nationen. Als erkennbar wurde, dass zwar wirtschaftliches Wachstum durch Verstaatlichung der Gasindustrie möglich war, aber der Natur- und Umweltschutz bei der Nutzung von Naturressourcen nicht mehr beachtet wurde und sich immer mehr zentrale Gewalt in La Paz konzentrierte, statt eine Demokratisierung der Gesellschaft mit breiter Teilhabe anzustreben, trennten sich seine Wege von der Regierung Evo Morales‘. Von 2012 bis 2015 war Pablo Solón Exekutivdirektor der NRO Focus On The Global South in Asien. Derzeit arbeitet er als Direktor der Fundación Solón, die sich mit Energie, Waldschutz und Klimawandel sowie mit Fragen der Investitionspolitik und mit systemischen Alternativen befasst. Auf Deutsch erschien in diesem Oktober sein Buch „Systemwandel – Al­ter­na­tiven zum globalen Kapitalismus“ im Mandelbaum-Verlag.

Kontakt:

trANDes: Bettina Schorr Bettina.Schorr@fu-berlin.de

Misereor: Markus Zander markus.zander@misereor.de

Veranstalter