Veranstaltung

Der „Monsanto-Putsch“

Der Preis der Soja-Monokulturen in Paraguay

raising_resistance_soy_seeds_largeMit:
Gerónimo Arévalos (Kleinbauer aus Paraguay) und
Gerhard Dilger (berichtet seit 1994 als Journalist aus Südamerika)
Moderation: Jan Dunkhorst (FDCL)

Raising_Resistance-_Tourankuendigung

Paraguay ist vom Sojaanbau geprägt. Das Sechs-Millionen-Land ist der viertgrößte Sojaexporteur der Welt. Die riesigen Felder mit den proteinhaltigen Bohnen machen bereits drei Viertel der gesamten Nutzfläche aus. Das Land ist eine Sojarepublik, die gemeinsam mit Argentinien und Brasilien den Futtertrog für die europäische Massentierhaltung bildet. Sowohl brasilianische Farmer profitieren davon, als auch die Agrarmultis Monsanto, Syngenta, Cargill, ADM oder Bunge sowie Spekulanten und Investoren aus Übersee. So ist DWS, ein Agrarfonds der Deutschen Bank, am argentinischen Konzern Cresud beteiligt. Cresud wiederum besitzt Zehntausende Hektar Land in Paraguay, ebenso in Brasilien und Bolivien.

Die ausgebrachten gentechnisch manipulierten Saaten sollen Erträge steigern und Ernährungssicherheit für die Welt leisten. Die eingesetzten Pestizide vergiften jedoch Mensch und Umwelt, die Monokulturen vertreiben Kleinbauern und -bäuerinnen vom Land und in die Armut. Wegen der boomenden Weltmarktpreise für Soja tobt der Landkonflikt zwischen den Großgrundbesitzern und den Kleinbauern erbitterter denn je. Paraguay ist das Land mit der höchsten Konzentration an Landbesitz weltweit: 2,5 Prozent der Landbesitzer kontrollieren 85 Prozent des Grund und Bodens. In den letzten 30 Jahren haben Soldaten und Paramilitärs fast 100.000 Kleinbauern und Indigene von ihrem Land und vertrieben und über hundert ihrer Sprecher ermordet.

Im Juni 2012 wurde das größte politische Problem des südamerikanischen Landes zum Fallstrick für den linken Präsidenten Fernando Lugo, der vom Parlament in einem kalten Putsch von seinem Posten enthoben wurde. Als Anlass für den Putsch musste ein Massaker an elf Kleinbauern und sechs Polizisten herhalten, dessen Aufklärung die neue Regierung mit allen Mitteln hintertreibt. Berichten zufolge könnte der Parlamentsputsch von Akteuren aus de multinationalen Agrarindustrie gestützt worden sein. Zumindest sieht es so aus, als könne die Agrarlobby nun wieder ungestört im Lande schalten und walten. Die Lage in Paraguay hat sich seit dem „Monsanto-Putsch“ zugespitzt.

Darüber, über die Folgen des expandierenden Sojaanbaus in Paraguay wie auch den Widerstand der Kleinbauern und Landlosen, die um ihre Lebensweise, ihr Land und ihre Gesundheit kämpfen, wollen wir auf dieser Veranstaltung informieren und diskutieren.

Gerhard Dilger berichtet über die Hintergründe dieses „Regierungswechsels“ und die aktuelle Lage in Paraguay.

Gerónimo Arévalos, Kleinbauer aus Paraguay, schildert die Folgen der Sojamonokulturen und berichtet vom Kampf der Landbewohner in Paraguay.

Berlin ist eine Station auf einer bundesweiten Rundreise von Gerónimo Arévalos, einem der Protagonisten/Aktivisten des Dokumentarfilms Raising Resistance von Bettina Borgfeld und David Bernet. Der Film wird an den meisten Veranstaltungsorten präsentiert. Er erzählt vom Kampf der Campesinos, der Kleinbauern Paraguays, gegen die sich immer aggressiver im Land ausbreitende Gen-Soja-Produktion und beschreibt anhand dieses Konfliktes die globalen Auswirkungen, die der Einsatz modernster Gentechnik im 21. Jh. auf Mensch und Natur hat (Film-Trailer deutsch: http://vimeo.com/39411376)

Veranstalter

Förderer