Studien

Das Kartell der Gläubiger aufbrechen

Faire und transparente Schiedsverfahren. Neue Wege zur Lösung von Schuldenkrisen

Die Asienkrise 1997/98, die aktuelle Argentinien-Krise und die schwierige Situation Brasiliens machen deutlich, dass die Diskussionen über notwendige Reformen im internationalen Finanzsystem von Seiten der offiziellen Institutionen nicht zu grundlegenden Reformen geführt haben und nicht einmal substanzielle Vorschläge zu grundsätzlichen Veränderungen der Schuldner-Gläubiger Beziehungen erarbeitet wurden.

Nichtregierungsorganisationen, Kirchen und Soziale Bewegungen haben Vorschläge erarbeitet und eingebracht, die mit Blick auf eine Entlastung der Hauptleidtragenden — den armen und verarmten Bevölkerungsgruppen in den verschuldeten Ländern — eine grundlegende Umgestaltung von Kreditbeziehungen und einen substantiellen Schuldenerlass zur Entschärfung akuter Krisen fordern.

Als zentraler Punkt, um eine wirkliche Neugestaltung von Entschuldungsverfahren überhaupt zu ermöglichen, hat sich dabei das „Aufbrechen des Kartells der Gläubiger“ erwiesen. Seit der ersten Schuldenkrise Anfang der 1980er Jahre sind es im wesentlichen noch immer die Gläubiger, die über die Bedingungen von Entschuldung, Umschuldung und Neuverschuldung ohne Mitspracherecht der Betroffenen entscheiden.

Das Konzept fairer und transparenter Schiedsverfahren ist einer der Vorschläge zur Lösung der Probleme überschuldeter Länder. Er ermöglicht und fordert die Beteiligung der betroffenen Regierungen und v.a. der Zivilgesellschaft. Seine Umsetzung verspricht kurzfristig eine Verbesserung der Situation der Hauptleidtragenden und eine langfristige Perspektive zur Vermeidung von Schuldenkrisen.

Das jetzt von BLUE 21 und Misereor veröffentlichte Papier ist ein Beitrag zur Diskussion um faire und transparente Schiedsverfahren (FTAPs: Fair and Transparent Arbitration Processes). Es bietet sowohl eine Einführung in die Idee fairer und transparenter Schiedsverfahren, als auch eine Beschreibung der zur Zeit leitenden Institutionen und vorherrschenden Verfahren des Schuldenmanagements. Darüber hinaus werden Kernpunkte, wie etwa die grundsätzliche Frage nach der Legitimität von Schulden oder die Grundbedürfnissicherung als Maßstab für einen notwendigen Schuldenerlass, differenziert dargestellt.

Inhalt

Preface 5
Summary 6
Introduction 9
Weaknesses of today’s debt management 10
The purpose of this paper and its structure 11
Part I:
A framework for an overdue debt management reform.
The proposal for an FTAP and its genesis 13
The Proposal for Fair and Transparent Arbitration Processes (FTAPs) 13
FTAP: A framework allowing for country-specific circumstances 16
The history of the FTAP proposal and today’s debate in various fora 16
Part II:
Special issues in debt management reform examined 19
II.1 Existing procedures governing international debt management 19
1. The Paris Club 19
2. The London Club 20
3. The re-emergence of bondholders 20
4. Debt management at work 22
5. Requirements for a Fair and Transparent Arbitration Process 26
II.2 Arbitration as a pattern of governing debt relations 28
1. What is Arbitration? 28
2. Arbitration between private entities („commercial arbitration“) 28
3. State-Private, State-State Arbitration 29
4. Arbitration and the rule of law 30
5. Arbitration: As good as the rules applied 31
6. Balancing unequal power in arbitration proceedings 32
7. Conclusion: Arbitration as a principle for an FTAP 33
II.3 Legitimacy of claims 34
1. The case for a public audit 34
2. Determining legitimacy 34
3. Requirements for an FTAP: How to integrate criteria for
the legitimacy of claims? 37
II.4 Putting basic needs before debt service 38
1. Basic needs, human rights and development 38
2. Human rights and basic needs 38
3. The Social Covenant: debtor protection on the international level 40
4. The basic needs strategy of the 1970s 40
5. Basic needs today 41
6. Does debt service compromise basic needs? 42
7. Requirements for an FTAP which puts basic needs before debt service 46
Appendix : Methods of calculation 47
II.5 Participation within an FTAP 48
1. What elements constitute participatory processes? 49
2. Weaknesses of participation in macroeconomic policy processes 51
3. Requirements for an FTAP 52
Literature 54
Annex I:
Fair and Transparent Arbitration Processes for the solution and prevention
of debt crises of sovereign debt. Letter to the G7 Summit in Genova 2001 58
Annex II:
Working document on a fair and transparent arbitral process conference of NGOs and Social Movement in Guayaquil/Equador 2002. 61
Annex III:
Adresses 62

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