Pressemitteilung

Kritische Aktionäre, KoBra und FDCL verlangen von VW fairplay in Brasilien

Wie seinem Markenbotschafter Pelé sind VW die sozialen Proteste egal / Konzern liefert aktuell Wasserwerfer an Militärpolizei und verriet Gewerkschafter an Diktatur / Kritische Aktionäre, FDCL und KoBra demonstrieren vor Hauptversammlung in Hannover

Pressemitteilung – Köln/Berlin/Freiburg, 12. Mai 2014

Wie andere Konzerne instrumentalisiert auch die Volkswagen AG den Sport, um das eigene Image aufzupolieren. Die Fußball-Weltmeisterschaft soll den Absatz von Passats, Golfs und Polos weiter ankurbeln. „Die brasilianische Wahrkeitskommission, die derzeit die Verwicklung des Konzerns in die Militärdiktatur untersucht, und Bilder von VW-Wasserwerfern könnten dem Expansionsstreben des Wolfsburger Konzerns einen Strich durch die Rechnung machen“, sagte Markus Dufner, Geschäftsführer des Dachverbands der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre. Bei der Hauptversammlung des zweitgrößten Automobilkonzerns der Welt verlangen die Kooperation Brasilien, das Forschungs- und Dokumentationszentrum Chilé-Lateinamerika und der Dachverband „fairplay in Brasilien“.

VW-Wasserwerfer sind eine Gefahr für Demonstranten
Die Volkswagen AG hat Wasserwerfer zur Unterdrückung von demokratisch legitimierten Straßenprotesten nach Brasilien geliefert. Fotos zeigen den hochgerüsteten Lkw 27-0002 mit dem deutlich erkennbaren VW-Logo beim Einsatz gegen Demonstranten in Rio de Janeiro. Mit seinem Hochdruckwasserstrahl kann der Wasserwerfer Menschen von der Straße fegen und ihnen schwere Verletzungen zufügen. „Die Verantwortlichen bei Volkswagen, Herr Piëch und Herr Winterkorn, sollten wissen, wem sie VW-Technologie verkaufen“, sagte Christian Russau vom Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika. „Es ist bekannt, dass die Militärpolizei von Rio de Janeiro zu den berüchtigtsten Polizeieinheiten der Welt gehört. Erhebungen von 2012 zufolge töten Polizeikräfte in Brasilien statistisch 24 Mal mehr als ihre Kollegen beispielsweise in Großbritannien.“

Fairplay im Sport und in der Wirtschaft
VW hat in Brasilien in sechs Jahrzehnten 20 Millionen Autos produziert. Den Absatz weiter ankurbeln sollen sechs brasilianische Fußballstars – darunter der berühmte Pelé – die VW als Markenbotschafter verpflichtet hat. „Pelé war ein begnadeter Fußballer, aber was Menschenrechte anbelangt, ist er so sensibel wie Franz Beckenbauer“, meinte Markus Dufner, Geschäftsführer des Dachverbands. Zu den Massenprotesten in seiner Heimat äußerte sich Brasiliens Fußball-Ikone ignorant und respektlos: „Vergessen wir dieses ganze Chaos, das in Brasilien geschieht, und denken wir daran, dass das brasilianische Team unser Land, unser Blut ist.“

„Der Volkswagen-Konzern sollte sich genau überlegen, wen er als Werbepartner anheuert“, so Dufner. „Markenbotschafter, die sich mit demokratischen Rechten nicht identifizieren, schädigen das Image von VW.“ Im Rahmen der Kampagne „fairplay – Konzerne in der Verantwortung für Mensch und Umwelt“ wird der Dachverband bei der Hauptversammlung einen Brief mit Forderungen an den VW-Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn und Unterschriftenlisten überreichen. Die Kampagne fairplay verlangt von deutschen Unternehmen, Menschen- und Arbeitnehmerrechte einzuhalten und die Umwelt zu schützen – in Brasilien und weltweit.

VW do Brasil und die Verstrickung in die Militärdiktatur
Schwer wiegt auch der Vorwurf, der Volkswagen-Konzern habe die Militärdiktatur in Brasilien zwischen 1964 und 1985 unterstützt. Die
brasilianische Wahrheitskommission untersucht die Vorwürfe gegen das Unternehmen. „Wir fordern Volkswagen auf, diese Vorgänge umgehend aufzuklären, nicht zuletzt angesichts des kürzlichen 50. Jahrestages des brasilianischen Militärputsches“, sagte Russau. „Volkswagen muss sich seiner historischen Verantwortung stellen und sich dazu bekennen.“ Akten der brasilianischen Geheimpolizei Deops belegen, dass VW do Brasil in den 1970er Jahren Diktaturspitzel in die Gewerkschaftsversammlungen seiner Arbeiter einschleuste und Informationen über seine Angestellten an die Geheimpolizei der Diktatur weiterreichte.

Gegenanträge und „Steckbrief VW“: www.kritischeaktionaere.de

Weitere Hintergrundinfos zu Wm in Brasilien und soziale Folgen:
Brasilicum-Heft zur WM

Interviews und Fotos am 13. Mai 2014 ab 8.15 Uhr vor der Hannover Messe,
Eingang Nord 2

Kontakt und weitere Informationen:
– Markus Dufner, Dachverband der Kritischen Aktionäre, Geschäftsführer
Tel. 0221 / 599 56 47, mobil 0173 / 713 52 37, dachverband@kritischeaktionaere.de
– Christian Russau, FDCL, mobil: 0171 / 2095585, christian.russau@fdcl.org