Veranstaltung

Vertrieben, vergiftet, verwüstet

Sojaanbau in Paraguay

soja paraguaySoziale und ökologische Folgen der Sojamonokultur:

Multimediale Informations- und Diskussionsveranstaltung mit Fotos und akustischen Beiträgen. Ausgehend vom Sojaanbau und der aktuellen politischen Situation rücken Menschenrechtsverletzungen, der Landkonflikt und die Kämpfe der sozialen Bewegungen in den Fokus.

Referentinnen:

Steffi Holz, freie Journalistin und Ethnologin in Köln, recherchierte in Paraguay kürzlich drei Monate lang zum Thema, diverse Beiträge für Printmedien und Hörfunk
Regine Kretschmer, Ethnologin, lebt seit 10 Jahren in Paraguay und arbeitet eng mit Kleinbauernorganisationen zusammen, Expertin zum Thema Landreform

Hintergrund

Die wachsende Nachfrage nach Soja als Tierfutter und Agrarkraftstoff treibt die Preise für die „Wunderbohne“ Soja weltweit in die Höhe und macht den Anbau profitabel. Das kleine Land Paraguay im Herzen des südamerikanischen Subkontinents stieg in den letzten Jahren zum weltweit viertgrößten Sojaexporteur auf. Doch der intensive Sojaanbau in Monokultur zerstört nicht nur die Umwelt und vergiftet die Landbevölkerung. Die Ausweitung der Sojaanbauflächen bedroht auch die kleinbäuerliche Landwirtschaft und verschärft den Landkonflikt. Der Kampf der Kleinbäuerinnen und- Bauern gegen das internationale Agrarbusiness scheint ein Kampf Davids gegen Goliath.

„Die Sojafarmer zerstören die Natur und das Leben der Menschen und zwar nicht nur hier in Paraguay, sondern weltweit. Wir wissen, dass Soja nach Europa exportiert wird. Aber niemand in Europa weiß, wie Soja produziert wird.“ Kleinbauer Gerónimo Arévalo, Alto Paraná, Paraguay

„Mit ganzer Kraft kämpfen wir dafür, dass die Vergiftung aufhört. Wir fordern ein Ende der Besprühungen. Die Belastung ist sehr hoch. Tiere werden vergiftet, unsere Kinder, die Alten. Wir schweben hier zwischen Leben und Tod.“ Kleinbäuerin Lucia Pavón, San Pedro, Paraguay

Deutsche Tierzucht- und Mastbetriebe sind in der EU die größten Abnehmer von Sojaschrot. Die einweißhaltige Bohne wird extrem billig angeboten und findet zunehmend als Energiepflanze für Agrarsprit Beachtung . Doch während hiesige Verbraucher von billigen Fleisch- und Milchprodukten profitieren und Energiebewusste über Sojabenzin nachdenken, hat der Sojaanbau in den Herkunftländern hohe Nebenwirkungen. Auch in Paraguay, wo mittlerweile über 90% der dort kultivierten Sojapflanzen gentechnisch verändert sind.

Das kleine Land im Herzen des südamerikanischen Subkontinents gehört zum „Sojagürtel Südamerikas“. Es steht mit bis zu 6 Millionen Tonnen jährlicher Produktion weltweit an vierter Stelle im Export von Soja. Die weltweite Nachfrage als Tierfutter und Biokraftstoff treibt die Preise in die Höhe und macht den Anbau profitabel. Brasilianische, argentinische und deutsche Landbesitzer, internationale Saatgutfirmen und Futtermittelexporteure verdienen am Sojaboom.

Doch der industrielle Sojaanbau in Monokultur bedroht die kleinbäuerliche Landwirtschaft, zerstört die Umwelt und vergiftet die Landbevölkerung. 90% der Sojapflanzen sind mittlerweile gentechnisch verändert. Das erfordert eine massive Besprühung mit speziellen Pestiziden, die alles andere abtöten und vom Wind kilometerweit getragen werden.

Die rasante Sojaexpansion verschärft den Landkonflikt, ohnehin das brennendste soziale Problem in Paraguay, wo 4% der Bevölkerung über 86% der Ackerfläche verfügen. Allein 90.000 Familien waren während des letzten Jahrzehnts gezwungen, ihr Land zu verlassen, weil sie nicht mit den Sojafarmern konkurrieren können und die Pestizidbelastung nicht mehr ertragen .

Kleinbauernverbände, in denen Zehntausende organisiert sind, wehren sich gegen die Vertreibung und leisten Widerstand. Organisierte Landbesetzungen hunderter Familien sind an der Tagesordnung. Mit lebendigen Mauern versuchen die Campesinos, die Besprühungen zu verhindern. Die Sojalobbyisten antworten mit dem Einsatz von Polizei und Paramilitärs und machen ihren traditionellen politischen Einfluss geltend. Zwar stiegen mit der Wahl des ehemaligen Bischofs und jetzigen Präsidenten Fernando Lugos die Hoffnungen auf grundlegende Reformen. Doch zwei Jahre nach seinem Amtsantritt ist davon nicht nur nichts zu spüren sondern auch eine Zunahme der politischen Repression zu verzeichnen.

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