Abendveranstaltung

Neue Wege gesucht

Über Alternativen zur bestehenden Rohstoffausbeutung in Peru

transicionesMit: Alejandra Alayza – Koordinatorin des Red Peruana por una Globalización con Equidad (RedGe)

Europa und Deutschland hängen am Rohstofftropf des globalen Südens. Immer mehr und dabei bitte gleichzeitig preisgünstig sollen die Rohstoffe für die Wirtschaft hierzulande sein. Immer mehr private und staatliche Unternehmen tummeln sich in den Förderländern des globalen Südens und konkurrieren um deren Rohstoffvorkommen. Der Zugriff auf lokale Ressourcen (z.B. Wasser), der Druck auf die lokale Bevölkerung, soziale Strukturen und Naturräume und -ressourcen wächst. Rohstoffförderung bringe Entwicklung, heisst es oft pauschal als Legitimationsgrundlage, und Entwicklung bedinge daher Rohstoffförderung. Doch ist Rohstoffextraktion für Staaten des globalen Südens in erster Linie ein Mittel, um Devisen zu erwirtschaften. Mit Entwicklung gemeint sind in der Regel gute makroökonomische Daten.

Peru ist seit den 1990er Jahren das Beispiel in Lateinamerika für den Wildwuchs des Rohstoffsektors. Privatisierung des Sektors, Stärkung der Rechte von Investoren, verankert in der Verfassung – mittlerweile weiter abgesichert über die Investitionskapitel in Freihandelsabkommen und daran geknüpfte Klagemöglichkeiten für Unternehmen, keine Beteiligung der lokalen Bevölkerung bei der Vergabe von Konzessionen für Erkundung oder Abbau, fehlende durchsetzungsfähige staatlich-institutionelle Strukturen zur Kontrolle und Regulierung des Sektors. Die dadurch entstehenden Kosten zahlen Natur und Menschen vor Ort. In Peru bestehen bereits seit Jahren mehr als 200 soziale Konflikte, von denen die Hälfte dem Bergbausektor zuzurechnen ist. In anderen Ländern des Kontinentes wie Kolumbien, Argentinien oder auch Ecuador sind diesselben Tendenzen sichtbar.

Es muss sich etwas ändern, doch was und wie? Mehr Umweltkontrolle durch den Aufbau staatlicher Institutionen, hin zu einem ’nachhaltigen, grünen‘ Bergbau? Höhere Steuern auf die enormen Gewinne der Bergbaufirmen und dadurch mehr Staatseinnahmen zur gesellschaftlichen Umverteilung? Mehr Transparenz bei den enormen Geldflüssen, die Korruption magisch anziehen? Mehr Teilhabe der lokalen Bevölkerung und Entscheidungsmöglichkeiten bei Projektvorhaben? Raumordungs- und Landnutzungspolitiken, über die auch einmal Gebiete und Regionen definiert werden könnten, in denen keine Rohstoffausbeutung gestattet ist, sondern nicht-extraktive alternative Entwicklungsmodelle Vorzug haben?

Um über diese und weitere Fragen zu diskutieren, die sprachlich in aktuellen Diskussionen und Diskursen in Lateinamerika gefasst werden mit Begrifflichkeiten wie ‚Alternativen zur Rohstoffwirtschaft‘ oder ‚Post-Extraktivismus‘, haben wir als Referentin Alejandra Alayza aus Peru eingeladen. Sie ist Mitherausgeberin des Buches (übersetzter Titel) „Transitionen: Post-Extraktivismus und Alternativen zum Extraktivismus in Peru“ und arbeitet bei RedGe, einem Netzwerk, dass sich für eine gerechte Globalisierung einsetzt. Alejandra Alayza hat über viele Jahre zu Freihandelsabkommen und deren Auswirkungen gearbeitet und für RedGE die jeweiligen Entstehungs- und Verhandlungsprozesse beobachtet und begleitet (für Peru betrifft dies vor allem das Freihandelsabkommen mit den USA).

 

Veranstalter

Unterstürzer