Im Jahr 2015 hat die brasilianische Regierung im Norden des Landes eine Region doppelt so groß wie Deutschland zur neuen Agrarfront erklärt. Das Gebiet soll landwirtschaftlich „entwickelt“ und von dort der Weltmarkt mit Soja, Mais und Baumwolle versorgt werden.
Der Staat plant diese Agrarfront mit dem Bau von Häfen und Bahnlinien zum Abtransport der Soja nach Übersee zu unterstützen. Dies mag nicht verwunderlich sein, ist doch Agrarminister Blairo Maggi selbst einer der größten Sojaproduzenten des Landes. Jedoch tauchen in den Plänen der Regierung die Millionen ansässiger Kleinbäuerinnen und Kleinbauern nicht auf.
Durch die Ausweitung der agrarindustriellen Produktion kommt es massenhaft zu Vertreibungen der lokalen Bevölkerung durch den Einsatz von Pestiziden, Bedrohung und Landraub. Derzeit nimmt Brasilien den ersten Platz bei Übergriffen und Morden gegen Menschenrechts- und Umweltaktivisten ein, wie aus einem Oxfam-Bericht vom Oktober 2016 hervorgeht. Von zwei exemplarischen Fällen von Vertreibung wird auf der Veranstaltung ebenso berichtet wie von Formen des Widerstands durch NGOs.
Das „Entwicklungsprojekt“ Matopiba stammt derweil aus der Zeit der linksgeführten Regierung unter Dilma Rousseff (PT) und steht beispielhaft dafür, wie die PT unter Rousseff ihre Basis und Rückhalt auf dem Land verlor. Ein wesentlicher Grund dafür, weshalb sie den parlamentarischen Putsch im vergangenen August politisch nicht überlebte.
Zum Referenten:
Mario Schenk war im Rahmen seiner Forschung zu Landkonflikten in Brasilien zuletzt in den Monaten September und Oktober 2016 im Norden Brasiliens. Dort besuchte er Gemeinden, die in der „Entwicklungs“-Region Matopiba liegen. Vor Ort sprach er mit betroffenen Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, mit Aktivist/innen aus NGOs und Behördenvertreter/innen ebenso berichtet wie von Formen des Widerstands durch NGOs.