Veranstaltung

Das Verschwinden der Guerrilla-KämpferInnen von Araguaia

Vergangenheitspolitik in Brasilien - 50 Jahre nach dem Putsch

Eine Veranstaltung im Rahmen der Nunca Mais Brasilientage

In der Rosa Luxemburg Stiftung, Seminarraum 3 (1.Stock)

Quelle: ALSP (CC BY 3.0 BR)

Quelle: ALSP (CC BY 3.0 BR)

Anfang der 1970er Jahre war im brasilianischen Amazonasgebiet eine Guerillagruppe aktiv. Ihr Ziel war es, den Widerstand gegen die Militärdiktatur von einer ländlichen Region aus zu organisieren, die gerade durch Straßen und Bergbau erschlossen wurde. Ende 1974 fielen die Gueriller@s der Region des Araguaia-Flusses den brasilianischen Militärs zum Opfer – und „verschwanden“.

Über die Guerrilla von Araguaia ist in Deutschland wenig bekannt. In Brasilien ist sie nicht nur für eine linke Geschichtsschreibung, sondern auch für die Aufarbeitung der Vergangenheit im Rahmen der aktuellen Wahrheitskommissionen zentral. Zum einen markierte das Auslöschen der Guerrilla von Araguaia einen Wendepunkt in der Repression der brasilianischen Militärdiktatur: Die Politik der Folter, der politischen Gefangenschaft und der gezielten Morde wurde überschritten und die Politik des Verschwindenlassens hier allgemein und systematisch angewandt.
Bis heute sind die meisten Körper von 70 bis 80 Guerilla-KämpferInnen noch nicht gefunden worden. Der Interamerikanische Menschenrechtsgerichtshof hat Brasilien 2010 dazu verurteilt, die Geschehnisse aufzuklären, die sterblichen Überreste zu suchen und den Familienangehörigen zu übergeben, Strafverfahren gegen die Verantwortlichen zu führen und die Gesetzgebung so zu reformieren, dass dies alles auch möglich ist. Der „Fall Araguaia“ wurde so auch zu einem zentralen Fall für den Kampf gegen das Amnestiegesetz und die Straffreiheit in Brasilien.

In der Veranstaltung wird Janaina Teles über die Geschichte der Guerilla von Araguaia berichten und deren Bedeutung für die aktuelle Vergangenheitspolitik in Brasilien zur Diskussion stellen. Janaina Teles ist Historikerin und forscht seit vielen Jahren zur Geschichte der Militärdiktatur und der Repression in Brasilien – und hat auch die Geschichte der Guerrilla von Araguaia aufgearbeitet. Ihre Familie war selbst von Folter, politischer Gefangenschaft und Kindesentführung betroffen und hat sich zur Wehr gesetzt – und erfolgreich eine Zivilklage gegen ihren Folterer Carlos Ustra geführt.
Die Veranstaltung wird konsekutiv übersetzt

Veranstalter