Die Corona-Pandemie verschärft soziale Ungleichheiten und trifft Menschen, die von Armut betroffen sind, besonders hart. Vor allem in Ländern des Globalen Südens, deren soziale und ökonomische Strukturen zuvor schon höchst prekär waren, spitzt sich die Situation im Zuge dieser globalen Krise dramatisch zu. In Argentinien hat sich die Lage durch die kontinuierlich steigenden Corona-Fallzahlen, den bis heute andauernden Lockdown und dessen wirtschaftliche Folgen deutlich verschärft.

Wir, eine Gruppe von Stipendiat*innen der Hans-Böckler-Stiftung (HBS), konnten im Rahmen einer zehntägigen Bildungsreise nach Argentinien im März 2020 Menschen kennenlernen, die in unterschiedlichen sozialen Bewegungen und Projekten engagiert sind. Wir hatten die Möglichkeit, uns mit den Compañeras* der Agrupaćion Corriente Clasista René Salamanca auszutauschen.

Quelle: Corriente René Salamanca

Die Corriente Clasista René Salamanca ist eine Organisation, die in verschiedenen Regionen Argentiniens tätig ist, vor allem in den Armenvierteln am Stadtrand der Hauptstadt Buenos Aires und in anderen argentinischen Großstädten. Durch die Vernetzung mit verschiedenen sozialen Akteuren in der Nachbarschaft, etwa in Nachbarschaftszentren, Kultur- und Sportvereinen, Gewerkschaften usw., organisieren sie sich mit den Anwohner*innen, um gemeinsam Probleme wie Hunger, Armut und Arbeitslosigkeit zu bekämpfen.

Wir besuchten die Compañeras von „la René Salamanca“ im Stadtviertel Santa Isabel in Marcos Paz, einem der Ausläufer der Hauptstadt Buenos Aires. Sie betreiben dort unter anderem eine selbstorganisierte Soli-Küche. Die Soli-Küche ist mehr als nur ein Ort, um die Menschen im Viertel mit Essen zu versorgen, sondern auch ein Ort des sozialen Austauschs und der Vernetzung. Hier werden die nächsten Demonstrationen und Straßenblockaden geplant, mit denen die Aktivistinnen* auf sich und ihre Anliegen aufmerksam machen. Aufgrund der Corona-Krise sind deutlich mehr Menschen auf die Soli-Küche angewiesen. Gleichzeitig fehlen den Aktivistinnen* die finanziellen Mittel, um in dieser Krisensituation für die wachsende Zahl bedürftiger Menschen im Armenviertel zu sorgen. Während der seit März geltenden weitgehenden Ausgangssperre sind es die Frauen der Organisation, die, oft mit ihrem eigenen wenigen Geld, die Suppenküchen sowie eine Textilwerkstatt, wo Schutzmasken hergestellt werden, am Laufen halten. Wie sie mit ihren eigenen Worte erklären: Wir werden nicht aufhören, einen einen neuen Kurs für die Menschen in unserem Land zu fordern und dafür zu kämpfen. Einen Kurs, der die Interessen der herrschenden Klasse hinter sich lässt, die nicht aufhören will, auf Kosten der Gesundheit und der Versorgung der ärmeren Bevölkerung Geld zu verdienen, einen Kurs, der die Interessen der breiten Bevölkerungsschichten an die erste Stelle setzt, um unsere Befreiung voranzubringen. Um in der umfassenden Organisierung der Menschen voranzukommen, arbeiten wir an der Einrichtung von Krisenkomitees in den Nachbarschaften und Gemeinden, die es uns ermöglichen, unsere Kräfte zu bündeln.“

Außerdem lernten wir die Aktivistinnen* der FOB autónoma – Federación de Organizaciones de Base kennen. Wir besuchten die Compañeras in der „Villa 21“ oder Zabaleta, einer der größten prekären Siedlungen innerhalb der Stadt Buenos Aires. Das Viertel Zabaleta ist historisch durch eine große Migrant*innenbevölkerung gekennzeichnet. Auch die Frauen*, die sich in der FOB autónoma organisieren, sind größtenteils Migrantinnen. Die feministische Gruppe stellt nicht nur durch Protest- und Streikaktionen Sichtbarkeit für Frauen* und ihre Rechte her, sondern ist auch Ort gelebter solidarischer feministischer Praxis. In ihrem Viertel ist das selbstorganisierte Zentrum der FOB zentraler Anlaufpunkt für viele Menschen. Es gibt dort Empowerment-Workshops für Frauen sowie verschiedene kulturelle Aktivitäten, darunter die Selbstinszenierung eines Radiotheaters („cruzando fronteras“), das sich mit dem Problem der Migration anhand eigener Geschichten auseinandersetzt.

Quelle: FOB

Auch hier trifft die Corona-Krise die Menschen besonders hart. Die finanzielle Not wächst, sodass die Aktivist*innen zurzeit eine „olla popular“ (Volksküche) betreiben, um die Menschen vor Ort mit Essen zu versorgen. Fehlende finanzielle Ressourcen, mangelnde Hygiene und fortschreitende Armut gefährden nun ihre politische Arbeit

Trotz des großen Engagements der sozialen Organisationen, das in dieser Krise von entscheidender Bedeutung ist, ist die Grundversorgung unter anderem mit Lebensmitteln nicht gewährleistet. Unser Ziel ist es, den Compañeras* vor Ort in dieser schweren Zeit zumindest finanziell solidarisch zur Seite zu stehen.

Mit den Spenden möchten wir, die Stipendiat*innen der Hans-Böckler-Stiftung die Menschen, die sich in diesen beiden Projekten engagieren, in dieser schweren Zeit in ihrer Arbeit unterstützen.

Spenden können auf folgendes Konto überwiesen werden:
Name: FDCL e.V.
Spendenkonto: GLS Bank
IBAN: DE23430609671127554400
BIC: GENODEM1GLS

Verwendungszweck: Coronahilfe Argentinien

Eine Spendenquittung kann ausgestellt werden. Diesbezügliche Rückfragen bitte an: info(at)fdcl.org