Unterrichtsmaterialien

Vom Feld in die Tonne? - Lebensmittelverluste in Ländern des Südens

Bildungsmaterialien für die Sekundarstufe II

Zum Thema

„Des Weiteren muss in den ärmsten Ländern eine Priorität auf der Vermeidung der tragischen Verschwendung der Nachernteverluste durch unangemessene Lagerung, Transport und Schädlingskontrolle liegen. Es gibt meist einfache und kostengünstige Techniken, um diese Probleme zu lösen. Investitionen in Bereiche wie verbesserte Lagerung und Pestizide können die Versorgung mit Nahrungsmitteln in der Welt schnell und substanziell verändern. Tatsächlich könnten die so erreichten Einsparungen der Gesamtheit der weltweit vergebenen Nahrungsmittelhilfen entsprechen. Daher bitten wir die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO, sich gemeinsam mit dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen und der Weltbank das Ziel zu setzen, die Nachernteverluste bis 1985 zu halbieren und dafür ein umfassendes Programm aufzusetzen.“

(Quelle: Malcom C. Bourne: POST HARVEST FOOD LOSSES – THE NEGLECTED DIMENSION IN INCREASING THE WORLD´S FOOD SUPPLY.)

Dies sind die Worte des damaligen US-Außenministers Henry Kissinger, als er am 1. September 1975 vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York auf das Problem der Nachernteverluste aufmerksam machte. Anlass dafür war der Anfang der 70er Jahre erfolgte Preissprung auf den Agrarmärkten und eine akute Nahrungsmittelkrise. In den folgenden Jahren wurden mehr als 250 Programme weltweit ins Leben gerufen, um Nahrungsmittelverluste in Entwicklungsländern zu vermeiden. 36 Jahre später, 2011, publizierte die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) ein neues Strategiepapier zur Vermeidung von Lebensmittelverlusten. Rund ein Drittel der Lebensmittel, so schätzt die Organisation, geht noch immer zwischen Feld und Teller verloren.

Was war geschehen? Die Strategie der FAO und ihrer Partner in den 1970er und 80er Jahren hatte vor allem in einzelnen, technologischen Lösungsansätzen etwa zur Lagerung oder Verarbeitung von Nahrungsmitteln bestanden. Diese entsprachen jedoch häufig nicht den Bedürfnissen der meist kleinbäuerlichen Produzent_innen. Teils waren sie zu teuer, teils passten sie nicht zu den Traditionen und Gewohnheiten der lokalen Bevölkerung. Mit den weltweiten Ertragssteigerungen in Folge der so genannten “Grünen Revolution” schwand dann das Interesse an der Vermeidung von Nahrungsmittelverlusten. Das Problem Hunger schien mit Produktionssteigerungen, die insbesondere infolge der Entwicklung von Hochertragssorten möglich wurden, lösbar zu sein. Nahrungsmittel waren nun günstig auf dem Weltmarkt zu kaufen. Industrielle Landwirtschaft, die Produktion für den Weltmarkt und eine Steigerung der Agrarexporte wurden zum Maß der Dinge. Dies wie auch der Rückzug des Staates aus der landwirtschaftlichen Entwicklung war auch eine Folge der so genannten Strukturanpassungsprogramme, die von den Industrieländern und den von diesen kontrollierten Entwicklungs- und Finanzorganisationen vielen Entwicklungsländern auferlegt wurden. Diese Entwicklung hatte zur Folge, dass insbesondere in vielen afrikanischen Ländern der Selbstversorgungsgrad an Nahrungsmitteln zurückging und die Abhängigkeit von Nahrungsmittelimporten anstieg. Die verschiedenen Nahrungsmittelkrisen der letzten Jahre, insbesondere seit dem weltweiten drastischen Anstieg der Agrarpreise 2007/2008, haben aufgezeigt, dass steigende Nahrungsmittelpreise gerade für die Ärmsten verheerende Folgen haben. Vor diesem Hintergrund ist die Vermeidung von Nahrungsmittelverlusten wieder zu einem wichtigen, viel diskutierten Thema geworden. In den Industrieländern geht es dabei vor allem um die Verschwendung durch Verbraucher_ innen und Einzel- bzw. Großhandel. In den Entwicklungsländern geht es hingegen um die Verluste vor, bei und nach der Ernte.

Inhalt

1. Einführung
1.1. zum Thema
1.2. zum Aufbau der Bildungsmodule
2. Einführungsmodul
a. Legespiel und Orangenreise
b. Quiz
c. Aufstellungsspiel
3. Vertiefungsmodul: Wer isst Soja?
4. Vertiefungsmodul: Wem gehört das Saatgut?
5. Vertiefungsmodul: Warum gibt es Hunger?
6. Vertiefungsmodul: Was können Lösungen sein?

Impressum

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Forschungs- und Dokumentationszentrum
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Internet: www.fdcl.org
Autorin: Dinah Stratenwerth
Verlag: FDCL-Verlag, Berlin
Layout: Monika Brinkmöller
Druck: LASERLINE, Berlin
Titelfotos: Harry Thomass/ Steffi Holz/ Diario de Yucatan

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