Berlin/Köln – Der Stahl- und Rüstungskonzern ThyssenKrupp wird bei der Hauptversammlung am 21. Januar in Bochum mit vielen Problemen konfrontiert: der gesunkenen Kreditwürdigkeit, dem unrühmlichen Abgang seines Finanzchefs, dem Stahlwerk in Brasilien und fragwürdigen U-Boot-Geschäften.

Wegen wiederholter Umweltverstöße durch das erst 2010 in Betrieb genommene Stahlwerk bei Rio de Janeiro ist ThyssenKrupp Companhia Siderúrgica do Atlântico (TKCSA) zu einer Geldbuße von 1,26 Millionen Euro und zu Kompensationszahlungen in Höhe von 6,3 Millionen Euro verurteilt worden.

„Es droht sogar die Schließung des 5,2 Milliarden Euro teuren Werks, wenn es nach einer Umweltprüfung keine Betriebserlaubnis erhält“, sagte Christian Russau vom Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika und Vorstandsmitglied von KoBra – Kooperation Brasilien.

„ThyssenKrupp muss außerdem sagen, wie es mit den Entschädigungsforderungen Tausender von Fischern umgeht, denen durch den Bau des Stahlwerks an der Bucht von Sepetiba die Existenzgrundlage entzogen wurde“, verlangte Markus Dufner, Geschäftsführer des Dachverbands der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre. Der Dachverband fordert in seinem Gegenantrag den Vorstand von ThyssenKrupp auf, höhere Rücklagen für die Entschädigung der Fischer, die Reinigung der Bucht und den nachträglichen Einbau von Filteranlagen im Stahlwerk zu bilden.

In den letzten Jahren hat ThyssenKrupp seine Stellung als internationaler Marktführer beim Export konventioneller Unterseeboote ausgebaut. „Kritisch ist dabei zu sehen, dass der Konzern dabei wiederholt von regionalen Rivalitäten und Konflikten profitiert wie zum Beispiel zwischen Indien und Pakistan oder der Türkei und Griechenland“, erklärte Dorothea Kerschgens vom Vorstand des Dachverbands. „Ein Waffengeschäft in Milliardenhöhe mit einem Land, das gerade erst nur mit IWF-Finanzhilfen vor dem Staatsbankrott gerettet werden konnte, ist äußerst fragwürdig.“

Äußerst befremdet zeigte sich Dufner von der Handhabung von Personalfragen im ThyssenKrupp-Management. „Gerhard Cromme, Aufsichtsratsvorsitzender bei ThyssenKrupp und bei Siemens, ist durch die Bestellung des früheren Siemens-Vorstands Heinrich Hiesinger zum Nachfolger von ThyssenKrupp-Chef Ekkehard Schulz verantwortlich für den Abgang des angesehenen Finanzvorstands Alan Hippe.“ Hippe hatte in Megainvestments wie dem Stahlwerk Brasilien eine Gefahr für den freien Cashflow des Unternehmens gesehen. „Nun müssen Herr Cromme und Herr Hiesinger den Aktionärinnen und Aktionären erklären, wie sie das schlechte Rating verbessern und die drohende Verschuldung des Konzerns verhindern wollen“, forderte Dufner.

Kontakte:

* Christian Russau, FDCL / KoBra, Tel. 0171 – 209 55 85 und chrussau@googlemail.com, www.fdcl-berlin.de, www.kooperation-brasilien.org

* Markus Dufner, Geschäftsführer des Dachverbands der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre Tel. 0221 / 599 56 47, Fax: 0221 – 599 10 24, Mobil-Tel. 0173 – 713 52 37 dachverband@kritischeaktionaere.de, www.kritischeaktionaere.de

Die Pressemitteilung als PDF-Datei herunterladen.