Pressemitteilung

„Etikettenschwindel“: FDCL kritisiert Entwurf für deutsche Biosprit-Zertifizierung

Geplante Nachhaltigkeitszertifikate erlauben Gentechnik, hochgiftige Pestizide, Verstöße gegen Gewerkschaftsrechte und Vertreibungen

Berlin, 10.7.2007: In einer neuen Publikation kritisiert das Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika (FDCL) den jüngst bekannt gewordenen Vorschlag eines deutschen Zertifizierungssystems für Biokraftstoffe. Danach könnten Biotreibstoffe ein Nachhaltigkeitszertifikat erhalten und in Deutschland fossilem Benzin oder Diesel beigemischt werden, auch wenn bei ihrer Produktion Gentechnik und hochgiftige Pestizide eingesetzt und die Gewerkschaftsrechte verletzt werden. Gleiches gilt, wenn Energiepflanzen wie Ölpalmen, Zuckerrohr oder Soja aus Gebieten stammen, wo noch vor einigen Jahren Menschen lebten oder Urwälder existierten.

Das Landwirtschaftsministerium beauftragte die Beratungsfirma meó Consulting mit der Koordination eines internationalen Projektteams, das den Zertifizierungsvorschlag erarbeitete. Zu diesem Team gehören Vertreter der Agrar-, Auto-, Biosprit- und Mineralölindustrie sowie die Umweltorganisation WWF. Bereits in diesem Jahr soll der Handel mit den Nachhaltigkeitszertifikaten beginnen. Nur Biosprit mit einem solchen Nachweis wäre dann für die verpflichtende Beimischung nach dem deutschen Biokraftstoffquotengesetz zulässig.

Ausgeklammert bleiben jedoch Kriterien wie der Gentechnik- und Pestizideinsatz, Landkonflikte und Vertreibungen, die Konkurrenz mit dem Nahrungsmittelanbau und international anerkannte Kernarbeitsnormen. „Dieses Zertifizierungssystem ist Etikettenschwindel“, kritisiert Thomas Fritz, Autor der FDCL-Broschüre „Welthandel mit Bioenergie: Märkte, Macht und Monopole“. „Gewaltsame Vertreibungen, genmanipulierte Pflanzen und hochgiftige Pestizide sind mit nachhaltiger Entwicklung unvereinbar“, so der Autor.