Veranstaltung

Kirche im Widerstand

Podiumsdiskussion mit Frei Aloísio Fragoso ofm (Leiter der nordbrasilianischen Franziskanerprovinz mit Sitz in Recife-PE) und Michael Ramminger (Institut für Theologie und Politik in Münster)

Exposição da Ditadura MilitarIm Rahmen der Nunca Mais Brasilientage.

Gast aus Brasilien: Frei Aloísio Fragoso ofm – Ordo Fratrum Minorum. Vertrauter von Dom Helder Câmara und Mitglied des Initiativkreises zur Herausgabe des Privatarchivs von Dom Hélder Câmara in Recife. Dom Aloísio ist Leiter der Nordostbrasilianischen Franziskaner-Provinz und in „Favela-Pastoral“ verwurzelt. Er selbst lebt in einem Slum-Viertel von Recife. Die von der Regierung eingesetzte Wahrheitskommission zur Aufklärung der Verbrechen in der Zeit der Militärdiktatur stützt sich auch auf dieses Privatarchiv, da staatliche und kirchliche Archive noch nicht zugänglich sind.

Gast aus Deutschland: Michael Ramminger Institut für Theologie und Politik in Münster. Er ist ein genauer Kenner der Theologie der Befreiung und koordiniert in Deutschland, in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen, den Aufruf der Theologen gegen neoliberale Globalisierung. Das Institut für Theologie und Politik ist weltweit vernetzt und arbeitet unter anderem mit dem Centro de Estudos Bíblicos CEBI in Brasilien zusammen.

Militärputsch und Kirche, Menschenrechtsverletzungen und Theologie der Befreiung

Während ein großer Teil der brasilianischen Kirche den Putsch der Militärs 1964 als „Kampf gegen den Kommunismus“ begrüßte und dies durch den „Marsch für die Familie“ zum Ausdruck brachte, formierte sich in der Brasilianischen Bischofskonferenz unter der Leitung von Dom Hélder Câmera der Widerstand. Trotz der Option für die Armen und der Gründung von Basisgemeinden betonten die engagierten Christen zwar erst noch ihre politische Neutralität, aber mit der zunehmenden Repression und der Weiterentwicklung der Option für die Armen zur Theologie der Befreiung wurde die Kirche immer politischer. Der Fokus der theologischen Praxis und die Interpretation der Bibel lag nicht mehr auf der moralischen Bewertung individueller Sünden, sondern richtete sich mehr auf die politischen und wirtschaftlichen Strukturen. Von dieser strukturellen Sünde galt es, die Menschen zu befreien. Hierfür war auch eine gesellschaftswissenschaftliche Analyse notwendig. Befreiungstheologie heute – wo und wie sind ihre Vertreter_innen im Zeitalter der Globalisierung aktiv im Kampf über die Kontinente hinweg verbunden? Gibt es neue Hoffnung die Frage nach Recht, Gerechtigkeit und Teilhabe, durch die Initiative der Kirchen in einem größeren gesellschaftlichen Rahmen und Zusammenhang diskutieren zu können? weiterlesen