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Flüsse, die eine einzige Kloake sind – für viele Bewohner der 23 Anrainerstädte des Titicacasees eine seit Jahr-zehnten traurige Realität. Trotz Versprechen der politisch Verantwortlichen – wie zuletzt Ende Dezember 2016 seitens des Ministeriums für Wohnungs- und Bauwesen sowie Abwasserentsorgung/-behandlung – endlich zehn dringend benötigte Kläranlagen zu installieren, ändert sich seit Jahren nichts an der dramatischen Umweltsituation am Titicacasee.
Bereits aus ihren Oberläufen bringen die Flüsse eine gefährliche Fracht mit sich: In den Quellgebieten der Flüsse, oft mehr als 4.000 Meter hoch gelegen, tummeln sich Bergbauunternehmen verschiedenster Art und Reputation. Je höher und abgelegener, desto unkontrollierter sind die Bedingungen in den Minen. Vor allem Gold wird hier abgebaut, unter Einsatz von Quecksilber, so zum Beispiel in La Rinconada, auf über 5.200 Meter Höhe gelegen und die höchste Stadt der Welt.
Als „Tor zur Hölle“ bezeichnet der Filmemacher Heeder Soto in seinem neuen Film „Titicaca und die verschwun-denen Gesichter“ diesen Ort, an dem der peruanische Staat sämtliche Autorität aufgegeben zu haben scheint. Menschenhandel und Zwangsprostitution sind dabei die Themen, die am liebsten unter den Tisch gekehrt wer-den; nicht so einfach zu verdecken sind die Umweltfolgen des Goldabbaus. Schon auf ihrem Weg hinterlassen die Rückstände aus der Minenindustrie tote Flussbetten, abgestorbene Wiesen und Weiden, Massenfischsterben und verendete Alpacas und andere Weidetiere, die die Lebensgrundlage der Bauern und Bäuerinnen sind.
Am Unterlauf verschlimmern die Abfälle aus den großen Städten wie Juliaca und Puno die Situation, so dass spätestens hier viele Flüsse in eine einzige stinkende Kloake verwandelt werden. Müll und andere feste Abfälle werden einfach in die Flussläufe entsorgt, die städtische Abfallbeseitigung funktioniert vielerorts nicht. An den Zuflüssen zum Titicacasee fehlt es an modernen Anlagen zur Abwasserbehandlung, und die Wasseraufbereitung für die Orte rund um den See ist völlig unzureichend. So gelangt das Wasser ohne vorherige Reinigung und Ent-giftung in den Titicacasee, der jährlich von mehr als 750.000 Touristen besucht wird. Die Wasserverschmutzung ist aber vor allem eine Gefahr für die lokale Bevölkerung. Der Zugang zu sauberem Trinkwasser ist für viele An-wohner nicht gewährleistet, sie leiden unter den gesundheitlichen Folgen des Konsums von vergiftetem Wasser. Ausschläge und Durchfallerkrankungen sind häufig.
Im März 2017 reichten daher die Bewohner/innen und ihre Vertreter/innen aus den Bezirken Juliaca, Coata, Huata, Capachica und Caracoto, nördlich von Puno gelegen, eine Beschwerde ein gegen die Regionalregierung von Puno, die Regionaldirektion für Gesundheit in Puno, die Gemeindebehörde San Román sowie SEDA in Juliaca, das von der Provinz beauftragte Unternehmen für Abwasserbehandlung und Wasseraufbereitung, um Schutzmaßnahmen für die betroffenen Gemeinden zu fordern. Lokale Initiativen wie die Frente de Defensa de Río Coata und die Federación Departamental de Campesinos de Puno fordern umfassende Maßnahmen zur Sa-nierung des Sees und zum Schutz der Bevölkerung. Rechtliche Unterstützung erhalten sie dabei von Derechos Humanos y Medio Ambiente Puno (DHUMA) und vom Instituto de Defensa Legal (IDL) in Lima.