Nahrungsmittel

Welthunger als Profitmotor

Nahrungskrise in Mosambik. Quelle: ILRI/Mann

Seit drei Jahren ist Bewegung im Weltmarkt für Nahrungsmittel. Jahrzehnte lang sanken die Nahrungsmittelpreise kontinuierlich, 2006 stiegen sie jedoch plötzlich stark an. Im April 2008 verdoppelte sich schließlich der Weltmarktpreis von Weizen, der von Reis verdreifachte sich sogar. Heute hungert etwa ein Siebtel der Weltbevölkerung1, drei Viertel von ihr lebt auf dem Land, als Landlose oder Kleinbäuerinnen und -bauern. Die Nahrungsmittelkrise ließ die Zahl der Hungernden von 0,86 auf 1,2 Milliarden steigen. Im Zuge der Finanzkrise, aber auch auf Druck von Hungerrevolten in über 60 Ländern2, sanken die Preise vorerst wieder. Heute liegen sie jedoch sogar über denen von 20083.

Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UN (FAO) stellt fest, dass deutlich mehr Reis und Weizen angebaut werden muss, um dieses und nächstes Jahr das Problem nicht noch zu verschärften4. Doch der Boom der Agrarproduktion für den Tank weist in eine andere Richtung. Damit werden weitere Flächen der kleinbäuerlichen Bewirtschaftung und der Existenzsicherung entzogen, Hunger und Nahrungsmittelknappheit nehmen weiter zu.

Um von den dramatischen Entwicklungen der Nahrungsmittelpreise zu profitieren, sichern sich Land Grabber weltweit Anbauflächen. Bis in die ehemalige DDR hinein wird auch Land Ost- und Mitteleuropas von den InvestorInnen akquiriert. Angetrieben werden sie nicht von den u.a. in den „Millenium Development Goals“ definierten Ziele des Kampfes gegen den Hunger und für ökologische Nachhaltigkeit. Das Motiv ist stattdessen, von der weltweiten Nahrungsmittelknappheit und den damit auf Rekordhöhe stehenden Preisen zu profitieren und das Problem des Welthungers somit gleichermaßen anzufeuern wie zum Profitmotor zu machen.

2 Von Braun (2010): Landgrabbing, Ursache und Konsequenzen, S. 300.

3 Siehe Seite der FAO: http://www.fao.org/worldfoodsituation/wfs-home/foodpricesindex/en/

4 FAO Food Outlook, Novemeber 2010, S. 12.

 

 

Hier finden Sie weitere Publikationen & Veröffentlichungen zum Thema

  • FAO-Report zu Preisschwankungen und Ernährungssicherheit: Price volatility and food security. The High Level Panel of Experts on Food Security and Nutrition, July 2011
  • Interaktive Weltkarte zu Nahrungsmittelpreisen von Oxfam: Hohe und schwankende Nahrungsmittelpreise werden im nächsten Jahrzehnt die Ernährungssicherheit von Hunderten Millionen Menschen gefährden. Oxfams englischsprachige interaktive Weltkarte erläutert die Ursachen für steigende und schwankende Nahrungsmittelpreise in einzelnen Ländern und ihre Auswirkungen auf die armen Bevölkerungsschichten. Die Karte zeigt damit zugleich eindringlich auf, wo akuter politischer Handlungsbedarf besteht.
  • Wege aus der Hungerkrise. Die Erkenntnisse des Weltagrarberichtes und seine Vorschläge für eine Landwirtschaft von morgen. Herausgegeben von Zukunftsstiftung Landwirtschaft & Stiftung Eine Welt Eine Zukunft, Redaktion: Benedikt Haerlin, Stand: Oktober 2009
  • Policy Paper: US-Subventionen haben den Preis von Mais 17 Prozent ansteigen lassen, von Bruce Babcock, International Center for Trade and Sustainable Development, 20. Juni 2011
  • Oxfam-Papier: „Preparing for thin cows“. Für sieben magere Jahre vorsorgen. Oxfam-Untersuchung zeigt, dass Nahrungsmittelreserven ausgebaut werden müssen: „Die Zeit ist gekommen, die Haltung zu Nahrungsmittelreserven zu überdenken!“ Dazu fordert die Entwicklungsorganisation Oxfam die G20-Agrarminister in Paris auf. „Nahrungsmittelreserven sind in den letzten zwanzig Jahren in den Hintergrund getreten, dabei können sie eine entscheidende Rolle bei der Ernährungssicherung spielen“, erklärt Oxfams Agrarexpertin Marita Wiggerthale. In der Vergangenheit seien sie wegen des schlechten Managements in Verruf geraten. Dies spreche aber nicht grundsätzlich gegen diese Politik, sondern für eine bessere Umsetzung und Steuerung.