Die Auswirkungen von Land Grabbing

Gefährdung der Ernährungssicherheit

Die Pachtung von Land durch ausländische Konzerne wird die Ernährungssicherheit einiger Entwicklungsländer weiter destabilisieren. Das Land, welches an ausländische InvestorInnen verpachtet wurde, kann nicht mehr zur Nahrungsproduktion für lokale Gemeinschaften verwendet werden. Die Erträge des von ausländischen Großkonzernen bewirtschafteten Landes dienen größtenteils dem Export. Die ohnehin schon zunehmend vom Nahrungsmittelimport abhängigen Länder des Südens sind nun noch stärker auf Importe angewiesen. Die Ernährungssicherheit ist in diesen Ländern damit gefährdet.

Verschärfung von Landkonflikten

Der Zugang zu Land und Konflikte um Landrechte verursachen in vielen Ländern seit Jahrzehnten gewaltsame Auseinandersetzungen und Krieg. In den meisten dieser Länder ist die Mehrheit der Menschen von der Landwirtschaft als hauptsächliche Quelle ihres Einkommens abhängig. Die Welle der Landgeschäfte birgt fraglos das Risiko, schlummernde Konflikte zum Ausbruch zu bringen oder existierende zu verlängern und zu verschärfen. Land Grabbing verursacht Vertreibung und Landflucht. Viele der ansässigen Kleinbauern und -bäuerinnen werden von ihrem Land vertrieben und flüchten zunehmend in die Städte. Doch dort finden sie oftmals keine oder nur prekäre Arbeit, wodurch sich ihre (ökonomische) Situation weiter verschlechtert. Besonders gravierend ist die Situation für Indigene und NomadInnen.

Keine neuen Arbeitsplätze

Die Großkonzerne schaffen auf dem gepachteten Land keine oder häufig nur sehr schlecht entlohnte Arbeitsplätze mit widrigen Arbeitsbedingungen. Die attraktiven Arbeitsplätze werden oft mit Personal aus dem Investorenland besetzt.

Ökologische Folgen

Absehbar sind ökologische Schäden und Umweltzerstörungen, z.B. durch erhöhten Wasserverbrauch, durch Rodung von Waldgebieten oder die Übernutzung von Grenzstandorten. Die Biodiversität könnte abnehmen, Tier- und Pflanzenarten aussterben. Die typische Bewirtschaftung der agroindustriellen Großplantagen durch ausgedehnte Monokulturen mit intensivem Pestizid- und Mineraldüngereinsatz bis hin zum Einsatz genetisch veränderten Saatguts birgt ein hohes Risiko negativer Auswirkungen auf Umwelt und lokale Bevölkerung.

Frauen als Betroffene

Landnahme wirkt sich insbesondere auf Frauen verhängnisvoll aus. Der größte Teil kleinbäuerlichen Wirtschaftens dient der Selbstversorgung von Familien. Diese Arbeit wird überwiegend von Frauen erledigt, sie produzieren in Entwicklungsländern 60 bis 80 Prozent der Lebensmittel für den lokalen Verbrauch. Auch für Kranken- und Altenpflege, Kindererziehung, Kochen und andere Haushaltsarbeit sind meist Frauen zuständig. Demgegenüber besitzen sie fast nie das von ihnen bearbeitete Land, sind wirtschaftlich und rechtlich kaum abgesichert und von den männlichen Familienangehörigen abhängig. Wenn die kleinbäuerliche Produktion durch Mechanisierung, Umstellung auf profitable Früchte oder Orientierung auf überregionale Märkte lukrativer wird, übernehmen die Männer die bisherige Frauenarbeit. Offiziell “ungenutzter” Boden ist die von Frauen bewirtschaftete Lebensgrundlage. Im Fall der Landnahme stehen sie ohne rechtliche Ansprüche und ohne eigenen Besitz da. Obwohl Frauen das Rückgrat der kleinbäuerlichen Familien darstellen sind sie überdurchschnittlich oft unterernährt, sozial untergeordnet und die ersten, auf die sich die negativen Folgen des Land Grabbing auswirken.