
Die COP29 in Sicht: Klatschen für das Klima auf der COP 28 in Dubai. Die nächste Klima-COP findet in Belém in Amazonien statt – der amazonische Regenwald ist ein „hot spot“ der globalen Klimapolitik.
Foto: UNclimatechange (CC BY-NC 2.0)
Ein kurzer Leitfaden durch die neue Welt der Klimapolitik
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Einleitung
AFOLU, CDR, ITMOs, OMGE, RBP sind nur einige Bespiele für Abkürzungen, die man kennen sollte, um einen aktuellen Fachtext zur Klimapolitik zu verstehen. Nicht Abkürzungen sind das Problem – oder wird es klarer wenn man weiß, das ITMOs „International Transferred Mitigations Outcomes“ sind und sich hinter OMGE „Overall Mitigation in Global Emissions“ verbirgt? Dabei handelt es sich aber nicht um obskure Fachausdrücke wissenschaftlicher Publikationen sondern um Schlüsselkonzepte des Pariser Klimaabkommens von 2015.
Dabei ist es doch eigentlich ganz einfach: Wir müssen den Ausstoß von CO2 (und anderen Treibhausgasen) drastisch verringern. Da die Verbrennung fossiler Ressourcen (Kohle, Öl und Gas) die wichtigste Quelle von CO2 Emissionen ist, bedeutet dies den Abschied vom fossilen Zeitalter. Dekarbonisierung von Wirtschaft und Gesellschaft lautet das Schlagwort. Alles das erfordert eine gigantische Transformation – die Schlüsseltechnologien dafür sind u.a. Wind- und Sonnenenergie, sie sind bekannt, erprobt und wachsen enorm.
Aber in der aktuellen Welt der Klimapolitik wird natürlich alles etwas komplizierter. Das neue Schlüsselkonzept lautet Klimaneutralität, es bezeichnet auch das zentrale Ziel für die EU. Bis 2050 soll die EU klimaneutral sein. Das Konzept ist im Artikel 4 des Pariser Klimaabkommens verankert und zielt ab auf ein „Gleichgewicht zwischen den anthropogenen Emissionen von Treibhausgasen aus Quellen und dem Abbau solcher Gase durch Senken“.
Damit wird die Klimapolitik erweitert durch die Frage der Kohlenstoffsenken. Das hat zwei wichtige Konsequenzen. Zum einen wird der Ausbau von Senken zu einer Alternative zur Reduktion, zum anderen kommt die Natur, Land und die Menschen, die es bewohnen, ins Spiel. Denn die beeinflussbaren Senken beruhen bis jetzt in der Regel auf Pflanzen, also CO2 speichernder Biomasse. Die EU definiert Senken als „Forests and other ecosystems that absorb carbon, thereby removing it from the atmosphere and offsetting CO2 emissions“. Zwar sind sind die Weltmeere die weitere große Senke, aber sie sind zumindest bisher weniger leicht zu „managen“ und damit (noch?) nicht im Zentrum der Klimapolitik.
Und noch eine weiteres zentrales Element einer neuen Klimapolitik ist im Pariser Abkommen verankert: nämlich der internationale Austausch von Emissionen. Ein Land, ein Unternehmen oder auch eine Einzelperson kann Emissionen durch den Kauf von Reduktionen oder „negativen Emissionen“ (s.u.) an einem anderen Ort kompensieren. Bekannt ist dieses Prinzip durch die Möglichkeit, die Emissionen bei einer Flugreise zu kompensieren. Für solch einen Austausch von Emissionen ist aber ein Markt und eine Preis für CO2 notwendig. Auf diesem Markt werden Zertifikate gehandelt, die carbon credits.
Damit ist ein „Ökosystem“ der Klimapolitik entstanden, das wir hier als neue Klimapolitik bezeichnen, auch wenn viele einzelne Elemente nicht unbedingt neue sind. CO2 Handel, Kompensation, so genannte naturbasierte Lösungen und eben Klimaneutralität sind die Schlüsselbegriffe dieser neuen Klimawelt, und sie hat enorme Auswirkungen auf den globalen Süden, auf Natur(räume) und indigene Völker. Dieser „Leitfaden“ wir sich auf diesen Aspekt konzentrieren.
Weitere Kapitel dieses Beitrags:
1. Klimaneutralität und negative Emissionen
2. CO2 Markt
3. Die Natur soll es richten?
4. Das Pariser Klimaabkommen: Kommt jetzt der globale Emissionsmarkt?
5. Artikel 6 und die Zukunft der Klimapolitik
6. Was Tun? Schlussbemerkung
Download „Kompensation, CO2 Handel und Natur“ hier!
Herausgeber: FDCL im Rahmen der Initiative „Berlin aktiv im Klima-Bündnis“
Mit finanzieller Unterstützung der Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit. Für die Inhalte der Aktivitäten ist allein die bezuschusste Institution verantwortlich. Die hier dargestellten Positionen geben nicht den Standpunkt der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe wieder.