FDCL-Briefings zur aktuellen Debatte um Agrarreformen in Lateinamerika
Seit der Kolonialzeit ist die Landfrage in Lateinamerika ungelöst. Agrarland ist bis heute höchst ungleich verteilt. Einem exportorientiertem Agrobusiness und klassischen Großgrundbesitzer:innen steht ein weitgehend marginalisierter bäuerlicher Sektor gegenüber. Millionen Kleinbäuerinnen und Kleinbauern verfügen über keinen oder unzureichenden Zugang zu Land, spielen für die Ernährung der Bevölkerung aber nach wie vor eine bedeutende Rolle.
Zahlreiche Landreformen haben es im 20. Jahrhundert nicht vermocht, die Lage grundlegend zu ändern. In den meisten Ländern ist die Landkonzentration sogar noch größer geworden. Laut einer Studie der Nichtregierungsorganisation Oxfam kontrolliert ein Prozent der größten landwirtschaftlichen Betriebe in Lateinamerika mehr als die Hälfte der Ackerflächen. Das Thema Land bleibt also aktuell: Kleinbäuerliche Bewegungen in Lateinamerika fordern, Großgrundbesitz und Agrobusiness zurückzudrängen, den Boden umzuverteilen und nachhaltige Konzepte wie Agrarökologie zu fördern. Die Durchführung von Agrarreformen ist dafür auch heute noch unerlässlich.
Im laufenden wie in den kommenden zwei Jahren möchte das FDCL die Auseinandersetzungen um die Landfrage und Agrarreformen in Lateinamerika anhand mehrerer Länderbeispiele aufgreifen und diskutieren. Dazu wollen wir insgesamt sechs Briefings zum Stand der Debatte und Umsetzung von Landreformen in einzelnen Ländern veröffentlichen. Ziel ist, die aktuellen Herausforderungen der Agrarpolitik zu erörtern sowie die Chancen und Grenzen von Agrarreformen aufzuzeigen. Begleitet werden diese Publikationen von öffentlichen Veranstaltungen zu diesem Themenfeld.
Den Anfang machen 2024 Kolumbien und Venezuela. In Kolumbien hat die Mitte-Links-Regierung von Gustavo Petro vor zwei Jahren den Versuch gestartet, die im Friedensvertrag zwischen Regierung und FARC-Guerilla vereinbarte „Integrale Landreform“ umzusetzen. Da die ungleiche Landverteilung eine der zentralen Ursachen des jahrzehntelangen bewaffneten Konfliktes darstellt, ist das Thema für Kolumbien zentral. Venezuela wiederum war in den vergangenen 20 Jahren das einzige lateinamerikanische Land, das versucht hat, eine umfassende Landreform umzusetzen. Dabei ist es allerdings nur in Ansätzen vorangekommen. Weitere Briefings zu Bolivien, Honduras, Mexiko und Peru folgen.
Nachstehend eine Übersicht (Download-link) zu allen bisher erschienenen Publikationen der Reihe „Boden gut machen“:
- Hintergrundboschüre zum Themenfeld:
REFORMA AGRARIA POPULAR! DIE LANDFRAGE IN LATEINAMERIKA NEU STELLEN? - AGRARREFORM IN KOLUMBIEN
- AGRARREFORM IN VENEZUELA